Mittwoch, 15. September 2010
Strahlende Landschaften
Deutschland liebt Atomenergie! Deutschland verehrt diesen günstigen Strom und vergöttert die kraftwerksbetreibenden Konzerne! Stimmt nicht? Die Deutschen lehnen Kernenergie mehrheitlich ab? Aber die Volksvertreter, die die Interessen dieser Deutschen vertreten sollen, handeln doch völlig anders! Wie geht das?

Gut, genug rhetorische Spielchen. Zu den Fakten: Die Zukunft ist strahlend! Deutsche Atomkraftwerke werden in wenigen Jahren die am längsten laufenden der Welt sein. Anderswo wird neu gebaut oder, viel besser, abgeschafft, während man in Deutschland sich auf die eigene Werarbeit verlässt. Aber warum?

Warum schenkt man extrem erfolgreichen Energiekonzernen gigantische Geldsummen, riskiert die Sicherheit der Bürger eines ganzen Kontinents ohne auch nur den Ansatz einer ernstzunehmenden Gegenleistung seitens der Konzerne zu bekommen?

Das sind die selben Konzerne, die schon in der Vergangenheit große Probleme hatten, die alten Meiler unter Kontrolle zu halten.

Genau diese Energieanbieter sind es, die den Markt hierzulande genüsslich unter sich aufgeteilt haben und gutsherrschaftlich immer höhere Preise für Firmen und Endverbraucher diktieren. Gleichzeitig beißen die Regierungszombies unter Merkel auf Argumente wie "Atomstrom = günstiger Strom" und "Atomstrom sichert den Übergang zu erneuerbaren Energien!" gierig lechzend an.

Beratungsresistent hat Schwarzgelb Deutschland mit dem "Atomkompromiss" in eine nukleare Sackgasse geritten. Ich bin wirklich jemand, der versucht ruhig und gemäßigt Stellung zu einem Thema zu nehmen, aber in diesem Falle kann und will ich mich nicht zurückhalten!

Ein Vertrag wird zwischen Bundesregierung und Konzernen geschlossen. Dieser Vertrag über Laufzeitverlängerungen, Investitionsbegrenzungen und zahlreiche andere Nettigkeiten wird weder veröffentlicht, noch wird die Meinung der Öffentlichkeit, der Parlamente oder unabhängiger Experten aus den Bereichen Nuklearphysik, Kraftwerkstechnik oder auch nur Ökonomie im Ansatz ernst genommen. Was maßen sich diese sogenannten Volksvertreter eigentlich an? Wie kann es eine Regierung wagen, einen Vertrag abzuschließen, dessen Folgen jeden Bürger dieses Landes und vielleicht sogar dieses Kontinentes in den nächsten Jahrzehnten und darüber hinaus lebensbedrohlich gefährden könnte?

Seit Beginn der Bundesrepublik wird kriecherisch der Atomindustrie Geld des Steuerzahlers in den Hintern geschoben. Warum ist Atomstrom so billig? Weil ihn jeder über Steuern mitbezahl! Forschung, Fördergelder und Subventionen, Endlagerbetrieb, Entsorgung, Logistik, Schutz - all das wird gerne übernommen.

Selbst nach Tschernobyl hat sich daran nichts geändert. Nur hat man jetzt eine Öffentlichkeit, die sich der Risiken dieser ach so sauberen Energiequelle bewusst ist. Folgen auf die Politik hat das aber keine. Stattdessen werden zehntausende radioaktive Fässer in Endlagerstätten "versehentlich" falsch deklariert oder sogar "vergessen", fließen Subventionen und Hilfen ungestört weiter.

Mir fällt es wirklich schwer, meine Wut über diese Feigheit, diese unglaubliche Dreisthaftigkeit der an dem Atomkompromiss beteiligten Regierungsvertreter in Zaum zu halten. Dies ist ein Land, das sich Demokratie schimpft. Volksherrschaft! Ich weiß, dieses Volk ist dumm und stumpf, aber dieses Volk hat es nicht verdient, von seinen gewählten Vertretern verkauft zu werden und ebensowenig haben es die im Ernstfall einer Kernschmelze, eines Lecks oder einer anderen nuklearen Nettigkeit betroffenen europäischen Nachbarn verdient.

Es ist wahrlich eine unglaubliche Lobbyleistung der Konzerne. Man ist gut vernetzt, die Grenzen zwischen Politik und Wirtschaft verschwimmen gerade im Energiebereich stark. Ich kann aber dennoch den plumpen Verdacht nicht aus meinem Kopf tilgen, dass im Vorfeld dieser verrotten riechenden Sache reichlich gut gefüllte Köfferchen ihren Besitzer wechselten.

Ich kann wirklich nicht glauben, dass einfach nur Dummheit seitens der Regierenden dahintersteckt. So dumm können die nicht sein, unmöglich!

Egal ob dumm oder nicht: Man hat gründlich dafür gesorgt, dass zukünftige Regierungs- und Stimmungswechsel das einvernehmliche Geschäft nicht ruinieren: Geheimklauseln, so wird gerade allerorten gemunkelt, verhindern eine nachträgliche Zurücknahme der Privilegien. So versucht man, diesen von vorne bis hinten verfassungswidrigen Vertragskonstrukt abzusichern.

Das Bundesverfassungsgericht wird noch viel zu tun haben, davon bin ich überzeugt. Der Ausgang des Verfahrens wird dann zeigen, welche Teile dieser Demokratie noch funktionieren und welche nur gut geschmiert irgendwie laufen.

Immigranten, "Sprachpanscher", Rechte, Linke, Terroristen und Kommunisten: Sie alle haben allen Unkenrufen nicht die Macht, Deutschland, seine Einwohner und seine Gesellschaft wirklich zu gefährden. Alte Atomkraftwerke hingegen, mühsam zusammengehalten durch Spucke und gut geschmierte Vertragstexte, könnten morgen oder in ein paar Jahren tatsächlich für das "finis germaniae" verantwortlich sein. Dann gibt es nicht mehr blühende Landschaften im Osten, sondern strahlende Landschaften im ganzen Lande...



Mittwoch, 15. September 2010
Burkas, Sarazzin und Vietnamesen
Jap, nun ist es geschehen: Auch ich bedeutungsloser Blogger fache das von dem Atem vieler lauter Stimmen angefachte Feuer des Integrationsstreites mit an.

Integration, die Aufnahme von Minderheiten in eine funktionierende Gesellschaft, wird oft falsch verstanden, rhetorisch instrumentalisiert und taugt als Thema hervorragend für Schlagzeilen, Talkshows und, äh, Blogbeiträge. Grundsätzlich wird ständig darüber debattiert und man findet jederzeit jemanden, der eine grundsätzlich andere Meinung dazu vertritt als man selbst. Toller Stoff also!

Ein Fehler wird immer wieder gemacht und das ist das Verwechseln von Integration und Assimilation. Integration bedeutet, dass eine Gruppe oder ein Individuum in seinem gegenwärtigen Zustand seinen Platz in einer Gesellschaft findet. Assimilation bedeutet, dass eine Gruppe oder ein Individuum seine kulturelle Identität aufgibt und die der Gesellschaft annimmt, in die er aufgenommen werden will. Assimilation ist nicht immer freiwillig, sollte dazugesagt werden.

Politiker reden oft von Integration, meinen aber in Wirklichkeit nicht selten Assimilation. Man pickt sich kulturelle "Schwachpunkte" einer Minderheit heraus und erwartet, dass diese zum Wohle der "Integration" verschwinden mögen. Dass dabei oft und gerne übertrieben und polemisiert wird bedarf eigentlich kaum einer Erwähnung.

Integration funktioniert so nicht. Integration bedeutet, dass auch Frauen mit Kopftuch oder meinetwegen Burka über die Straße gehen dürfen und dass dies von dem Rest der Gesellschaft akzeptiert wird. Ich gehöre bestimmt nicht zu denen, die die Verhüllung der Frau gut finden oder fördern würden, aber man sollte sich stets hüten, anderen seine Auffassungen aufzuzwingen.

In Frankreich sehen das manche Politiker der korrupten Sarkozy-Dynastie anders: Burkas wurden gerade erfolgreich verboten. Neben der Abschiebung der Roma eine weitere politische Nebelkerze mit dem Zweck der Ablenkung von bedeutenderen Themen und der Anbiederung an den hüben wie drüben gefürchteten rechten Rand.

Als ob sich durch den Verbot eines Stoffstückes die Menschenrechtslage der Frau bessern würde! Während man auf der einen Seite mit dem erhobenen Zeigefinger also irgendwelche Menschenrechte zu verteidigen vorgibt verletzt man sie auf der anderen durch die Abschiebung einer unbeliebten, ja seit Jahrhunderten regelrecht verhassten Minderheit. Eine Volksgruppe wird wieder einmal pauschal stigmatisiert, schikaniert und dann mal eben ausgewiesen. Man kann fast den zivilisierten heutigen Verhältnissen in Europa dafür danken, dass man sie nicht gleich an die Wand stellt...

Folge des ganzen: Liberalere Zeitungen und Politiker regen sich ein wenig auf, Amnesty International und die UN schreiben böse Briefe und das war es.

Die Inkonsequenz geht noch weiter: Politiker verbreiten bis heute das Märchen, die Invasion Afghanistans hätte die Menschenrechtssituation in dem Land verbessert und die Rechte der Frau gestärkt. Doch in der Realität geht die Tendenz eher in die andere Richtung, kann Karsai um sich bei konservativeren Stammesfürsten einzuschmeicheln Gesetze durchboxen, die die Frauenrechte einschränken und mal eben Internetfilter für dieses ebenso arme wie unregierbare Stammesland einführen, um eine eventuelle wache Elite in Zaum zu halten.

Aber darum soll es hier nicht gehen.

In der Überschrift habe ich Thilo Sarazzin erwähnt und entsprechend sollte ich ein paar Worte zu ihm finden. Dabei will ich das eigentlich gar nicht. Sarazzin ist meiner Meinung nach eine extrem uninteressante und vergessenswerte Figur, der man eigentlich keine Aufmerksamkeit schenken sollte. Der seit Jahren für seine lockere Zunge bekannte nun baldige Ex-Bundesbankchef fühlt sich schlicht als etwas besseres und sehnt sich nach öffentlicher Aufmerksamkeit. Mit der Bildzeitung findet er einen begeisterten Aufgreifer seiner kruden Thesen ("Türken sind doof!" und "Ausländer raus!" mit ein paar mehr Sätzen und etwas netter formuliert), der rechte Teil des Bürgertums applaudiert, der linke regt sich auf und die Mitte fragt sich, was der Blödsinn eigentlich soll.

Seine Methode: Bekanntes Feindbild aufgreifen, klischeegeladen ein paar genehme Fakten rauspicken und daraus eine mehrere Jahrzehnte in der Zukunft liegende pseudoapokalyptische Zukunftsversion für einen von kleine Ahmeds, Mehmends und Mohammeds überschwemmten deutschen Kindergarten direkt neben der zur Moschee umfunktionierten Kirche zu spinnen. Das ist derart abwegig, da gibt es gar nichts zu diskutieren.

Aber wir wissen ja alle, wie die Medien funktionieren. Ohne eine gute Story läuft nichts. Da zu Sarazzin jeder mit fluginsektenhaftem Drang zu Studiolicht etwas sagen muss, gibt es reichlich Stoff.

Also weg von diesem Unsinn hin zu den echten Problemen bei der Integration, die viel zu oft einfach übersehen werden. Wie oben bereits erwähnt sorgt alleine der Begriff der Integration für genug Verwirrung. Man fürchtet sich um "Parallelgesellschaften" und ignoriert fleißig, dass es bei der Integration darum geht, mit einer fremden Gruppe zu koexistieren, welche ihre Identität dabei nicht verliert. Das bedeutet, dass man sich nicht als Vermieter panisch dagegen wehrt, dass eine türkische Familie mit Kind und Kegel in sein rein deutsches Mietshaus einzieht. Das bedeutet, dass man sich anschließend nicht darüber aufregt, dass die Leute es wagen, sich in ihrer Muttersprache zu unterhalten und die Frau außerhalb der Wohnung nur mit Kopftuch anzutreffen ist.

Aber stattdessen sind Vorurteile schon in Kinderköpfen tief verankert. Als ich damals eingeschult wurde kam in meine Kleinstadtmusterschulenklasse auch ein türkischstämmiger Junge. Niemand wollte sich neben ihn setzen, nur ich war dazu bereit. Außerhalb des Sportunterrichts wurde der freundliche und lebhafte Junge, der langsam aber beständig sein Deutsch verbesserte, gehänselt und ausgeschlossen. Erst gegen Ende der 4. Klasse konnte man ihn als integriert bezeichnen.

Ich war damals ebenso schockiert über das Verhalten meiner Mitschüler wie ich es heute bin. Sogar Audrücke wie "Kümmeltürke" kamen kaum Sechsjährigen damals über die Lippen. Da fragt man sich doch, was solche Menschen denken wenn sie erwachsen sind.

Quer durch die Gesellschaft findet man einen meist unterdrückten und gerne bestrittenen Hass vor fremden Menschen / Ideen und vor allem Sprachen. Ein großer Fehler jeder Integrationsdebatte ist es, die Fehler und Probleme nur bei denen zu suchen, die in diese Gesellschaft aufgenommen werden wollen. Probleme auf Migrantenseite wird aufgeblasen und dominieren die Debatte (neben der öffentlichen Entrüstung über Wirrköpfe, die ihre kruden Ansichten verbreiten).

Halten wir es einfach fest: Es ist verflucht schwierig, in einem westlichen Industrieland aufgenommen zu werden. Eine sich nur langsam auflösende Sprachbarriere, sture und desinteressierte Behördenvertreter, hohe Anforderungen bei Tests, die fehlende Anerkennung von Bildungsabschlüssen (ein gigantisches, extrem wichtiges Problem!) und viele andere Dinge erschweren denen, die es wirklich wollen, eine erfolgreiche Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Fremdenhass und eine hysterische Politik, der seit langem die Vernunft fehlt, kommen noch obendrauf.

So, Vietnamesen waren auch noch in der Überschrift. Werden gerne vorgeschoben, wenn es um "gelungene Integration" geht. Ist nicht ganz falsch, aber das sind zu einem Großteil höher qualifizierte Leute, die zudem in der DDR, bzw. dem ehemaligen Gebiet der selben keine wirkliche Konkurrenz haben. Wer also sagt "Die Vientamesen integrieren sich viel besser als die Türken!" übersieht den Bildungsunterschied. So einfach ist das.

Zum Ende eine Zusammenfassung meiner Position zu der ganzen Sache: Die Debatte nervt, wird von viel zu vielen Leuten zur persönlichen Profilierung genutzt und zieht Schwachsinnsäußerungen bekannter Persönlichkeiten an wie der Dreck die Fliegen. Integration ungleich Assimilation, Kopftücher und Burkas können getragen werden solange kein Zwang dahinter steckt und wir als Gesellschaft sollten es den dringend benötigten Immigranten einfacher machen, anstatt ständig Forderungen in diese Richtung zu stecken. Die meisten von ihnen sind fleißiger und deutscher als jeder Deutsche und verdienen eine solche Behandlung nicht.



Sonntag, 25. Juli 2010
HB fucking O
HBO ist ein amerikanischer Pay-TV Sender. Anders als hierzulande Premiere (bzw. jetzt Sky) besticht dieser Sender durch eine große und stetig wachsende Auswahl an extrem hochwertigen Eigenproduktionen. Eine kleine Auswahl aus der jüngeren Vergangenheit: The Sopranos, Band of Brothers, Six Feet Under, The Wire, Deadwood, Rome, The Pacific, True Blood. Dies stellt nur einen kleinen Teil dessen dar, was mit riesigem Geldaufwand (oft auf oder über dem Niveau vergleichbarer Kinoproduktionen) für das zahlende Publikum realisiert wird.

Aber HBO hat nicht nur viel Kapital zur Verfügung, sondern profitiert auch von einem Schlupfloch in der amerikanischen, nunja, wie soll man es nennen, "Moralgesetzgebung". Im normalen Rundfunk sind Schimpfwörter, Sex und Gewalt nur sehr eingeschränkt möglich (auch wenn diese Regelungen nun offenbar unter juristischem Beschuss stehen). Verstöße ziehen empfindliche Strafen nach sich. Doch Bezahl- und Satellitensender genießen erstaunliche Freiheiten. Solange die Grenze zu harter Pornographie nicht überschritten wird, ist ein nahezu beliebiges Maß an Gewalt, Sex und eben auch "Swearing" möglich und zulässig (daher der für manche etwas irritierende Titel dieses Beitrages).

Anstatt jetzt wie Fox diese Gelegenheit zu nutzen, um billiges Proletenfernsehen rund um "Stars" und anderen Nonsens zu produzieren, wird schon beim Schreiben der Drehbücher und bei der Auswahl der Themen und Szenarios für die Serien und Miniserien die Freiheit ausgekostet. Schonungslos brutale Kriegsserien (Band of Brothers, The Pacific), in denen gestorben, geblutet, geflucht und gevögelt wird, realistische Western (die famose Serie Deadwood) und kreativ-brillant zwischen Mystik und Realismus schwankende Serien wie True Blood sind das Resultat.

Ich bin ein Mensch, der Freiheit über alles schätzt, sogar über Sicherheit. Ich bin auch ein erwachsener Konsument, der sich nicht von irgendwelchen sich übergeordnet fühlenden Moralinstanzen seinen Medienkonsum einschränken lassen will (FSK, USK & BPjM sollten sich angesprochen fühlen). HBO zeigt, wie man ungewöhnliche Freiheit nutzen, sie beim Schopf ergreifen lassen kann und was mit guten Scripts und einer fehlenden Angst vor Tabus möglich ist. HBO ist wie die anderen weniger prominenten amerikanischen Bezahlsender ein einmaliges Phänomen, das nicht aufhören will, weltoffene Zuschauer zu überraschen und zu begeistern.

Nun zu einer eher minder provokanten Frage: Warum gibt es hierzulande soetwas nicht? Geld ist vorhanden, willige Zuschauer auch, aber alles was sie bekommen sind geschnittene Synchronisationen der oben genannten Serien nach nicht selten jahrelanger Verspätung. Warum sind die USA immer noch der Benchmark in Sachen TV-Unterhaltung, warum schaffen es bestenfalls Serien aus GB, an diesem Thron zu rütteln? Nicht falsch verstehen, ich finde die genannten Serien toll und schaue sie begeistert mit der Original-Tonspur, aber wären ähnliche Produktionen aus Europa nicht eine wunderbare Ergänzung, vielleicht sogar eine angenehme Konkurrenz? Es gab und gibt in Europa Bezahlsender, die mit einem Altersfreigabesystem arbeiten. Doch zu einem Großteil beschränken sie sich darauf, die ausländischen Serien wiederzukäuen.

Es gibt viele Gründe, warum ich den Fernseher kaum noch einschalte (< 1x im Quartal). Zu dem ÖR-Filz und dem erbärmlichen Privatprogramm gibt es kaum eine nennenswerte Alternative. Kultursender wie Arte und 3Sat sind eine feine Sache, aber auch sie zeigen im besten Fall nur tolle und ungewöhnliche Fremdproduktionen.

Kann es einen Sender wie HBO in Europa geben? Ich sage: Warum nicht? Binnenmärkte brechen auf, vormalige kulturelle, wirtschaftliche und geschmackliche Grenzen verschwinden. Markt und Publikum sind reif dafür. Aber es fehlt an Mut in diesem Bereich. Die Kirchhoff-Pleite hat das Thema Pay-TV in unseren Breiten mit dem Begriff "Pleite" gleichgesetzt und auch die privaten Sender haben in Zeiten übermächtiger Internetkonkurrenz wenig zu melden. Vielleicht braucht es daher ein neues Modell, fernab des Fernsehens und klassischer Finanzierungskonzepte, für intelligente Serienunterhaltung...

Vorhang auf für Pioneer One. Okay, intelligente Unterhaltung ist etwas anderes und Script, Ausstattung, Schnitt, Kameraführung wie Darsteller befinden sich noch auf einem eher semi-professionellen Niveau, aber es ist ein Anfang. Pioneer One ist eine kostenlose im Internet über Tauschbörsen, Video- und Downloadportale vertriebene Sci-Fi-Serie. Ich will den durchaus in seinen Grundzügen interessanten Plot nicht spoilern, daher rate ich gleich, auf den obigen Link zu klicken und sich die Pilotfolge (weitere Episoden sind in Produktion) anzusehen. Pioneer One finanziert sich ausschließlich über Spendengelder. Niemand muss dafür bezahlen, niemand muss Werbung dafür ertragen, niemand wird darin eingeschränkt, in welcher Form er das Filmmaterial unentgeltlich weitergeben und teilen darf.

Die Medienwelt befindet sich bekanntlich im Umbruch, neue Finanzierungsmodelle werden verzweifelt gesucht. Ich behaupte, dass man mit einer Kombination aus Spenden (gerne auch von wohlhabenderen Mäzenen), Werbung und Ladenverkäufen bei geschickter Budgetplanung konkurrenzfähige Serien- und Filmunterhaltung produzieren kann. Klar, niemand wird auf dem Weg die 150 Millionen $ einer HBO-Großproduktion wie The Pacific zusammenkratzen, aber das erwartet ja auch keiner. Was ich erwarte und mir für die Zukunft erhoffe ist freie, kreative Unterhaltung, die Grenzen überschreitet und gleichzeitig Brücken baut. Ich wünsche mir eine Erweiterung des vorhandenen Medienangebotes, eine Ergänzung.

Ist das eine unrealistische Wunschvorstellung oder gibt es tatsächlich Chancen, dass nach Pioneer One noch etwas nachfolgt, dass dieser sprichwörtliche Pionier auf seinem Gebiet tatsächlich nur der Anfang war und mehr als bloß ein einfaches Experiment? Die Zeit wird es zeigen...



Ein Satz zu: Facebook
Ich nutze Facebook nicht, bin stolz darauf, rate anderen Menschen aus mannigfaltigen Gründen davon ab und führe eine Liste mit Leuten, die ich erfolgreich umstimmen konnte.



Ein Satz zu: [...]
Hiermit stelle ich eine neue Rubrik vor, in der ich zu einem beliebigen Sachverhalt möglichst kurz und prägnant meine Meinung in einem einzigen Satz formuliere.



Wehrpflicht
Ich sag's direkt: Sie gehört abgeschafft. Kein Russe mehr im Osten und kein Franzose im Westen will uns mehr ans Leder (und wir ihnen offenbar ebenso wenig). Europa ist wie keine andere Region auf dem Planeten wirtschaftlich und politisch derart fest verzahnt. Abgesehen von einigen potentiellen und tatsächlichen Krisenherden im Südosten (Griechenland vs. Türkei, um ein Beispiel zu nennen) gibt es keinen Grund für ein stehendes Heer. Friede auf Erden gibt es zwar nicht, aber zumindest Frieden in Zentraleuropa.

Ich persönlich hatte das Glück, dass mir dieser unsinnige Dienst an der Waffe erspart geblieben ist. Nasenfahrrad ab, und ich kann keinen Afghani von einem Ami unterscheiden. Simple as that.

Ich bin dafür, einfach den Wehrdienst zu streichen, aber nicht ersatzlos. Warum nutzen wir nicht die Gelegenheit und bauen den Zivildienst aus, erweitern ihn außerhalb der Alten-/Kranken-/Kinderbetreuung. Möglichkeiten und Bedarf gibt es vieles und anstatt zu lernen, wie man in europäischen Mischwäldern Menschen abschießt und Waffen putzt, könnten junge Leute unter Menschen kommen, helfen, Erfahrungen sammeln, sich orientieren.

Für militärische Abenteuer in Übersee wie Somalia, Afghanistan und Kosovo nimmt man einfach eine Freiwilligenarmee wie in den USA (nur ohne Werbung an Schulen und Kindergärten seitens der Rekrutierungsoffiziere). Auch heute wird kein Wehrpflichtiger ohne ein ihn zum Berufssoldaten machendes Einverständnis in den Kampfeinsatz geschickt, weswegen die Abschaffung der Wehrpflicht nicht nur Kosten sparen, sondern wirklich nur die Menschen in die Armee führen würde, die dort auch wirklich etwas verloren haben und die es auch wirklich wollen.

Ich weiß, dass die Bundeswehr ein heikles Thema in Deutschland ist, immer noch. Der alte Beschwichtigungssatz des "Staatsbürgers in Uniform" hat die Adenauerzeit erfolgreich überdauert und fasst in drei Worten ein beliebtes Argument für eine Wehrpflichtarmee und gegen eine Freiwilligentruppe zusammen: Dass die Bundeswehr ein integraler Bestandteil des Volkes ist, dass sie Menschen zu verantwortungsvollen Staatsbürgern formt und dass eine Freiwilligenarmee genau das nicht bieten kann.

Nichts davon stimmt. Indem man mit Sturmgewehren auf Pappziele schießt und mit Panzern im Gelände herumdüst, wird man kein besserer Mensch, nur ein potentiell für seine Mitmenschen "tödlicherer" Zeigenosse. Um verantwortungsvoller Staatsbürger zu sein braucht es Wissen und Umsicht, nicht Gehorsam vor militärischen Vorgesetzten. Ich habe auch schon die Befürchtung gehört, dass sich eine von der Wehrpflicht entkoppelte Truppe zu einem geschlossenen Verein entwickeln, sich abkapseln und zu einem potentiell gefährlichen "Staat im Staate" mutieren könnte.

Warum ist das Unsinn? Weil sich schon heute die BW erheblich absetzt. Erstens wird eine stetig wachsende Zahl an Rekruten ausgemustert, zweitens sind die, die übrig bleiben nur zu einem Teil gewillt, durch den Schlamm zu robben und drittens tendiert dieser harte Kern meist eh politisch nach rechts. Dieser de facto Männerverein Bundeswehr ist schon längst ein Fremdkörper, ein eigener Kosmos mit eigenen Regeln, merkwürdigem Traditionsverständnis (Buchtipp!) und einem beachtlichen Maß Einfluss. Ich will hier nichts übertreiben, aber daran dürfte sich auch nach Abschaffung der Wehrpflicht nichts ändern.

Zum Glück scheint Boulevard-Liebling zu Guttenberg mal ausnahmsweise seinen politischen Riecher in die richtige Richtung zu drehen und zeigt sich offenbar geneigt, das hier die Beitragsüberschrift darstellende Relikt des Kalten Krieges gegen den Willen mancher konservativer Kräfte aus dem Weg zu räumen. Hoffen wir, dass es ihm gelingt. Mit dem Kostenargument kann man in heutigen Zeiten so manche alten Pfründe schröpfen...



Ich und die Politik
Fernsehen/Radio -> Bücher -> Tageszeitungen -> Magazine -> Internet.

Das ist meine "Medienkarriere" und in dieser Reihenfolge kamen auch Informationen über das politische Tagesgeschehen zu mir. Als ich noch nicht lesen konnte waren Fernsehen und Radio meine Informationsquelle. Aber ich verstand nur wenige Worte, hörte immer Berichte über Politiker, Parteien, Beschlüsse, Krieg, Frieden und anschließend immer Fußball.

Ich lernte Lesen, war in der glücklichen Lage, von Anfang an einen gut gefüllten Bücherschrank im Zimmer zu haben. So futterte ich mir Wissen an, kannte als Drittklässler die Urknalltheorie, verstand als Viertklässler die Evolution, konnte als Fünftklässler meine Relilehrerin mit einer genauen Beschreibung der Erdgeschichte beeindrucken (Ihre perplexe Reaktion: "Du bist ja ein echter Wissenschaftler!", was ich verneinte, da ich nur das Wissen anderer widergab) und bekamdur Ende der Grundschule durch das Wissen über den Holocaust meine ersten Glaubenszweifel, die dann in der 6. Klasse zum de-facto Atheismus führten . Bunte Sachbücher erklärten mir die Welt und bald kämpfte ich morgens beim Frühstück mit meinen Eltern um Teile der Zeitung. Ich las vieles einfach so, ohne es groß zu verstehen und viel zu oft, obwohl ich ein Warum-Kind war, ohne nachzufragen. (Das sollte sich noch wiederholen...) Je mehr ich las, desto mehr setzte ich mich von Altersgenossen ab. Ich spielte natürlich viel draußen (und auch N64 vor dem Fernseher), aber war immer ruhiger und verschlossener als Altersgenossen.

Mit denen konnte ich auch nicht über Politik reden. Das ist in der 5. oder 6. Klasse nichts ungewöhnlich, klar. In dem Alter hat man andere Sorgen. Die Pubertät setzt ein, der Stimmbruch blamiert dich im Musikunterricht, Lehrer verlieren ihren vormaligen Götterstatus. Ich eckte an. Ich war ein schlechter Politiker, machte mich ungewollt und oft unbewusst lächerlich.

Ungefähr ein Jahr vor meinen Altersgenossen begann ich, über Parteien und die Unterschiede zwischen ihnen Nachzudenken, las aufmerksam den sogenannten "Weltteil" der Lokalzeitung zu studieren, guckte Dokus im Fernsehen. Ich hatte zwar einen Computer, aber keinen Internetzugang und so blieb ich länger als schon damals üblich auf das Informationsdreieck Rundfunk, Magazine, Zeitungen angewiesen.

Warum ein Jahr vor meinen Altersgenossen? Nun, ich kann das deswegen so genau sagen, weil die ersten Mitschüler, mit denen ich eingermaßen vernünftig darüber reden konnte, in der Stufe über mir waren. Der Pausenhof wurde zum Forum, zum Platz hitziger Debatten und rhetorischer Duelle ohne Publikum in einer ruhigen Ecke. Randfiguren unter sich.

Worum ging es? Um Politik und mein Verhältnis zu ihr. Wie jeder andere Mensch auch bin und war ich ziemlich naiv. Lange, für meinen Geschmack in der Retrospektive viel zu lange, nahm ich Geschriebenes und Gesprochenes für bare Münze, ohne Einschränkung. Doch ein Ereignis veränderte meine Medienauffassung: In der 7. Klasse zeigte uns der Religionslehrer eine Doku über die Zeugen Jehovas. Wobei, Doku ist das falsche Wort. Es war ein Hassfilm, ohne Zweifel. Ich war schon damals fern jeglicher Sympathie für diese Gruppe, aber immer und immer wieder grausige Beschreibungen von Kindesmisshandlung gemischt mit Einschüben zornig-düster gehauchter Bibelzitate waren für mich absolut offensichtlich und unerträglich. Mein Religionslehrer (eng mit der Familie befreundet und seeeehr christlich) stand da offensichtlich voll hinter und war auch zufrieden, als meine Mitschüler anschließend kritiklos den Inhalt wiedergaben, ohne auch nur ein bisschen zu hinterfragen oder die zweifelhaft-manipulative Machart zu bemerken. Ich kam mir vor wie ein Einäugiger unter den Blinden und nahm in einem wütenden Redeschwall den Film auseinander.

Doch ich erntete Unverständnis, sowohl von den Mitschülern als auch vom Lehrer.

Das war eine Zeitenwende für mich. Ich will mich jetzt nicht als unfassbar überlegen zu dieser Zeit darstellen, denn was den anderen an meinem Wissen und kritischen Denken fehlte, machten sie durch weit überlegene soziale Fertigkeiten wieder wett (etwas, was ich lernen musste). Aber dennoch hat es mich überrascht. Das war eine Gymnasialklasse, die einfach schluckte, was sie vorgesetzt bekam.

Ich begann, alles zu hinterfragen. Kritisches Denken wurde zu einem ständigen Begleiter. Es kam wie es kommen musste: Der Graben zu meinen Mitschülern wuchs. Zudem stieß ich auf Verschwörungstheorien und anderes Machwerk, das genau in meinen damaligen Gemütszustand passte. 9/11, das war für mich zu dem Zeitzpunkt klar, war ein Komplott. Ich machte genau die Fehler, die ich anderen vorwarf und wählte Informationen selektiv und einseitig aus, glaubte zu schnell und zu leicht geschriebenen Worten, solange sie mir in den Kram passten.

Das sonstige politische Tagesgeschehen verfolgte ich mit wachsender Aufmerksamkeit. Als meine "Verschwöreritis" abklang, wurden die Politikteile von Spiegel, Focus und Stern zu meinen Hauptinformationsquellen. Das Fernsehen begann ich abzuschreiben und nur noch für Vorabenddokus zu nutzen. Nachdem ich vorher Historiker werden wollte (jeder ist mal jung...), war nur Journalist mein Traumberuf. Ab der 8. und 9. Klasse wurde es schon schwierig, mit meinen Eltern und anderen Erwachsenen über Politik zu sprechen, denn ich nutzte um meine Argumente zu untermauern oft und gerne ein unbarmherziges Faktenbombardement. Zum Glück kannte ich zu dem Zeitpunkt ähnlich tickende Mitschüler, die mich oft in leidenschaftliche Diskussionen verwickelten.

Mit der Zeit wanderten meine politischen Ideale von links zur Mitte hin, bis ich dann nach langen Jahren des Herumirrens zwischen den Stühlen und Parteien meine Richtung fand: Ich bin ein Progressiver, was in etwa dem entspricht, was ein Amerikaner "Liberal" nennen würde. Wobei mit der Zeit Einschränkungen hinzukamen, beispielsweise bin ich kein Freund direkter Demokratie.

Problem: Ich fühle mich von keiner Partei vertreten. Die konservative CDU ist mein natürlicher Feind, die post-schröderische SPD ein Feind jedes klar denkenden Menschen, die Grünen sind zu weltfremd, naiv und unrealistisch, die FDP wurde von Westerwelle und den ständigen Koalitionen mit der Union ruiniert. Die Linke wiederum präsentiert sich als eine Mischung aus armseligen Ex-SEDlern, noch armseligeren Ex-SPDlern, ziellosen, entscheidungslosen Menschen, die sich im Stich gelassen fühlen (meinetwegen zu Recht, aber was habt ihr in der Politik zu suchen?) und Leuten, die rechts und links nicht unterscheiden können. Mit vielen Punkten der Piraten stimme ich überein, aber was ist nach dem furiosen Medienstart mit der Partei passiert? Die Öffentlichkeitsarbeit ist nicht selten ungeschickt und unprofessionell; Vertreter haben gegen etablierte Politiker in Podiumsdiskussionen keine Chance und allgemein fehlt ein Gesicht. Tauss macht nur Ärger und zählt nicht.

In meiner Not verkläre ich schon die alten Tage der FDP, als sie noch mit der SPD koalierte, und wünsche mir diese Partei zurück.

Tja, soviel zu meinen politischen Grundauffassungen und wie ich da hin gekommen bin. Dieser fast schon autobiographische Beitrag ist als Einleitung und Grundlage späterer Äußerungen zum politischen Tagesgeschehen zu verstehen, von denen es mit Sicherheit genügend geben wird. Er soll Fragen vorbeugen und mir in nächster Zeit Erklärungen ersparen.

P.S.
Hier sollte ursprünglich ein anderer Text stehen, aber der war noch viel verschwurbelter und ging zu sehr in die (teils persönlichen) Details. Manchmal muss man sich trauen, die Arbeit einer Stunde mit einem Tastendruck zu vernichten und noch einmal völlig von vorne anzufangen...



Fanpost!
Mein Blog wird tatsächlich gelesen! Juhuuuuuu!

Okay, es sind vielleicht nur 5 oder 10 Leute, aber jeder fängt schließlich mal klein an. Was mir besonders gefällt: Ein Leser hat einen schönen Kommentar geschrieben und ich musste, eingelullt von einem Meer des Lobes, natürlich antworten...

Link dahin: http://offtopic.blogger.de/stories/1666542/#comments

Es ist Sonntag, ich habe viel Zeit und bin trotz einer schlaflosen Nacht irrsinnig aufgedreht. Es wird also Beiträge hageln heute!



Sonntag, 18. Juli 2010
Ein paar Fanfilme...
Ursprünglich wollte ich hier einen langen und ausführlichen Beitrag über das Phänomen Fanfilm schreiben, aber die Vorstellung, diesen Sonntagabend schreibend und recherchierend zu verbringen, erwies sich dann doch als nicht sonderlich attraktiv.

Ergo gibt es jetzt nur eine abgespeckte Version mit Links zu einigen wirklich bemerkenswerten und äußerst gelungenen Beispielen dieses Genres.

Los geht es mit Batman - City of Scars. Diese Produktion beeindruckt durch die bemerkenswerte Ausstattung, gute Regie, überzeugende Musik und einige gute Darstellerleistungen. Besonders Fans der düsteren Verfilmungen von Christopher Nolan dürften auf ihre Kosten kommen. Wermutstropfen: Der Joker ist eher unscheinbar gespielt, zudem begeistert die Story nicht gerade durch ihre Kreativität. Dennoch: Dieser Film wirkt wie die Pilotfolge einer professionellen TV-Serie.

Unter www.ryanvsdorkman.com finden sich zwei schörkellose Kurzfilme, die als Thema die Lichtschwerkämpfe aus Star Wars haben. Wer jetzt an dürre Nerds in schlecht sitzenden Kostümen vor einer Waldkulisse vorstellt, hat zwar einen Gutteil der Fanfilme zu Star Wars abgedeckt, liegt aber in diesem Fall deutlich daneben. Es gibt keine Kostüme, keine Story und keine wackelige Handkamera. Stattdessen wird sich vollkommen auf den Lichtschwerkampf vor einer schlichten Industriekulisse konzentriert. Ryan und Dorkman sind zwei Effektspezialisten, aus deren Rivalität in einem Starwars-Forum die Idee entstand, gemeinsam einen Kurzfilm zu produzieren. Souveräne Kampfregie, hervorragende Effekte und eine bemerkenswerte Choreographie, die in ihrer Brutalität und Glaubwürdigkeit ohne weiteres selbst die originalen Star Wars Filme in den Schatten stellt, sorgten für einen sofortigen Online-Hit. Der große Erfolg dieses gelungenen Films motivierte die beiden, die mittlerweile Jobs in der Filmindustrie haben, zur Produktion des Nachfolgers, der in jeder Hinsicht den ersten Film übertrifft. Angucken!

Born of Hope und The Hunt for Gollum sind zwei beeindruckende Fanverfilmungen von Herr der Ringe, die im Fahrwasser der Trilogie von Peter Jackson entstanden und jeweils darin ausgelassene, aber in den Büchern beschriebene Handlungselemente behandeln.
Born of Hope spielt lange vor den Filmen und beschreibt die vor Aragorns Geburt stattfindenden Ereignisse. Trotz einiger Längen überzeugen professionelle Regie, harte Action und gute Darsteller. Der schon für die Romanvorlage typische Pathos kommt wird sehr gut vermittelt und unterstreicht die überzeugende Atmosphäre.
The Hunt for Gollum beschreibt Aragorns Jagd nach dem Ex-Hobbit. Dieser Film war eine große Überraschung für mich, hatte ich doch noch nie zuvor einen Fanfilm gesehen, der derart treffend Atmosphäre und Look der Filme einfängt. Verblüffende Spezialeffekte, beeindruckende Regie und überzeugend die Darsteller aus der Jackson-Trilogie imitierende Schauspieler machen dieses Werk zu einem Erlebnis.

Es ist wahrlich beeindruckend zu sehen, wie genau diese mit vergleichsweise lächerlichen Geldmitteln ausgestatteten Filme es schaffen, ihre großen Vorbilder zu imitieren. Kameras, Schnitt- und CGI-Software werden immer leistungsfähiger, aber zugleich billiger und erlauben dem engagierten Amateur mittlerweile, Filme auf die Beine zu stellen, die noch vor wenigen Jahren nicht einmal mit viel Hollywood-Kapital in der Hinterhand möglich gewesen wären. Die genannten Fanfilme, die freilich nur die Krone einer ganzen Gattung sind, sind meiner Meinung nach die besten Komplimente, die ein Fan seinen Idolen machen kann. Anstatt in albernen T-Shirts herumzulaufen, investieren Leute viel Geld und Freizeit in Projekte, die mit dem Federstrich eines Anwalts schnell vernichtet werden können.

Dafür gebührt ihnen Anerkennung und Respekt.

Einen schönen Sonntagabend und viel Spaß mit diesen Filmen wünscht der offtopic-Blogger!



Mittwoch, 14. Juli 2010
Machtverhältnisse
Wer hat in der Welt eigentlich Macht? Wer kann wirklich Dinge und Menschen beeinflussen, Interessen für eine wichtige Gruppe effektiv vertreten? Wie sieht die Ausübung dieser Macht aus?
Wenn man aus bequemer Distanz das durch die kleine Zahl der Nachrichtenagenturen und Verlagshäuser gefilterte und aufbereitete Tagesgeschehen beobachtet, dann ist es überraschend schwer, diese Frage zu beantworten. Macht scheint von prominenten Einzelpersönlichkeiten auszugehen, die sie ausüben, in dem sie vor Fernsehkameras und im Blitzlichtgewitter darüber sprechen oder sprechen lassen. Stets sind gewählte wie ungewählte Häupter bemüht, dabei seriös in die Kameras zu blicken und, je nach Situation, entweder bieder lächelnd oder ernst dreinblickend etwas zu sagen. Oft wird dazu auf erschreckend primitive Mittel zurückgegriffen: So wird Bedauern oder Bestürzung allermeistens ausgedrückt, indem schlicht festgestellt wird, man sei bedauert oder bestürzt. Die Medien übernehmen das dann einfach und berichten brav, Politiker/CEO/Promi Soundso sei bestürzt über diesen oder jenen Sachverhalt und zitieren, bzw. zeigen dann den entsprechenden Ausschnitt der Rede.

Das restliche Gesagte besteht dabei zu einem erschreckend großen Teil aus Floskeln und Wiederholungen. Wichtige Anwesende werden namentlich oder zusammenfassend begrüßt (natürlich stets beide Geschlechter einschließend) und nach langem Anlauf und zahlreichen rhetorischen Winkelzügen wird das eigentliche Thema des Tages behandelt.

Das Problem: Die mit diesen Reden adressierte Öffentlichkeit bekommt kaum etwas von einer solchen Rede, von einer solchen Verlautbarung mit. Wahlkampfveranstaltungen werden nur von einem Bruchteil der Bevölkerung besucht und wenn sonst auf lohnenswerten öffentlichen wie geschlossenen Versammlungen ein Politiker oder Firmenlenker oder eine andere mehr oder minder bedeutende Person spricht, dann spricht er meist zu genau zwei Gruppen: Journalisten, die oft nicht mehr tun, als das Gesagte mehr oder weniger geschickt zu News zu verpacken, um es dann an den Rest der Menschheit/Zielgruppe zu senden und überzeugten Anhängern des Vortragenden.

Wenn man regelmäßig Nachrichten sieht und liest, dann entsteht der schlicht falsche Eindruck, Politik, Wirtschaft und Kultur, bzw. ihre jeweilige Ausübung von Macht bestünden nur aus Pressekonferenzen (und vielleicht noch Interviews, aber darum soll es hier nicht gehen). Diese folgen nahezu alle einem festgelegten und seit Jahrzehnte nahezu unverändert zelebriertem Schema: Ein hinreichend großer Raum ist mit einer entsprechend großen Bühne und/oder einem Rednerpult ausgestattet. Dazu gibt es eine begrenzte Anzahl an Sitzplätzen, auf denen sich Journalisten, Kameraleute und Fotografen tummeln. Eine Tür wird geöffnet, mehrere sich die Knöpfe am Sakko schließende Personen treten mehr oder weniger geschickt lächelnd ein und versammeln sich im aufflammenden hektischen Blitzlichtgewitter frontal vor der Presse.

Reden werden verlesen, Verlautbarungen und Beschlüsse, Erfolge und Misserfolge werden vorgetragen und am Ende gibt es ein paar Minuten für Fragen aus dem Publikum, äh, dem Pressepool.

Das alles, was ich gerade mit verschwenderisch ausführlichen Worten beschrieben habe, ist nicht ungewöhnlich, erreicht aber durch seine Redundanz und Gleichförmigkeit eine enorme Absurdität, die schlicht aus Gewöhnung oft, viel zu oft, nicht erkannt wird. Die gesamte Weltöffentlichkeit und mir ihr nahezu alle machtausübenden Personen und Organisationen haben sich an diese Art der Einbahnstraßenkommunikation gewöhnt. Seit es Massenmedien mit Reichweite gibt, gibt es solche Veranstaltungen. Radio, Kino und Fernsehen zementierten dann nach der Zeitung das heutige Erscheinungsbild.

Aber wie zeitgemäß ist die Institution Pressekonferenz noch? Hat es nicht nach Zeitung, Radio, Kino und Fernsehen ein neues Medium geschafft, Risse in das scheinbar so stabile Medienfundament unserer Gesellschaften zu treiben? Ich rede von der zarten Pflanze Internet, die offenbar dabei ist, diese steinerne Säule zu zerreißen.

Doch das ist ein Trugschluss. In Wirklichkeit stabilisiert sie die seit Jahrzehnten etablierten Machtverhältnisse in Öffentlichkeit und Medienwelt. Verlagshäuser, die schon lange vor dem Internet Bedeutung hatten, haben dies auch heute noch. Selbst die Webpräsenzen von Fernsehsendern sind überraschend populär und oft besucht. Spiegel, Zeit, Süddeutsche, Welt, Bild, usw. dominieren auch online den Nachrichtenmarkt und damit die Meinungsbildung. Zwar gibt es nahezu immer die Möglichkeit zu kommentieren und zu diskutieren (trotz absurder Einschränkungen wie bei der Süddeutschen, wo man nur tagsüber und nicht an Wochenenden und Feiertagen Beiträge schreiben darf), aber an dem alten Verhältnis zwischen Medien und Empfängern, zwischen, überspitzt formuliert, Herrschern und Beherrschten ändert das wenig.

Genannte Medien denken bereits darüber nach, bzw. experimentieren schon damit, sogenannte "Paywalls" vor ihre Text- und Bildbeiträge zu schieben, die nur von dem zahlenden Interessierten überwunden werden können und nichts anderes zu bedeuten, als die Zeitung 1:1 ins Netz zu übertragen.

Hoffentlich sind solche Dinge zum Scheitern verurteilt, aber darum soll es hier nicht gehen.

Es geht in diesem Text um Macht und Macht gehört in der Welt denen, die kommunizieren. Politiker und andere Institutionen des öffentlichen Lebens kommunizieren über die Medien mit den indirekt Beherrschten und über die kaum in der Berichterstattung sichtbaren "Hinterzimmer" mit direkt Untergebenen. Doch die wahren Mächtigen, zumindest in Ländern mit halbwegs freien Wahlen, sind die Medien selbst. Ihre Kernkompetenzen liegen bei Weiterleitung, Veränderung, Kommentierung und Schaffung von Informationen und Meinungen.
Durch ihre enorme Reichweite und Reputation sind sie sowohl die wahrscheinlich mächtigste Partei im Land und als solche haben sie ein enormes Interesse daran, dass vorhandene Machtverhältnisse und auch die dazugehörigen Riten wie dieser Anachronismus Pressekonferenz mit all seiner unfreiwilligen Komik erhalten bleibt.

Die Frage ist: Wird sich daran jemals etwas ändern? Bietet das (noch) in seiner Grundstruktur neutrale Internet mit all seinen noch unerkannten Möglichkeiten nicht die Chance, eine neue Form der Kommunikation zwischen den Mächtigen und denen, die ihre Macht erst ermöglichen zu etablieren?

Im antiken Griechenland mit seinen Stadtstaaten, der Wiege unserer heutigen Demokratien und vieler ihrer Elemente, wurden die Frühformen der Rhetorik inmitten der Zielgruppe entwickelt und erprobt. Der Wähler war in unmittelbarer Nähe und seine aktive Beteiligung war ebenso selbstverständlich wie erwünscht. Wortgefechte konnten entstehen und bei überzeugender Argumentation konnte ein Niemand aus der Menge eigentlich feststehende Entscheidungen massiv beeinflussen. Auch in der römischen Republik war dies zumindest in Rom möglich und kam auch vor.

Oder so ähnlich. Politiker heute reden gerne von pluralistischer Meinungsbildung, dabei ist die Anzahl der Stimmen, die zu dieser Meinungsbildung beitragen erschreckend gering und es ist schwer, in diesen illustren Kreis aufgenommen zu werden. Menschen haben wie einst zu Zeiten von Monarchie und Unterdrückung das Gefühl, sie würden nur beherrscht und könnten mit ihrem Kreuzchen auf den Stimmzetteln nur wenig beeinflussen. "Politikverdrossenheit" ist ein beliebt gewordenes Schlagwort, mit dem meist die zu dieser unangenehmen Stimmung beitragenden Personen und Institutionen das Phänomen beschreiben. Fehlendes Interesse seitens der Wähler ist aber das Todesurteil jeder Demokratie, denn diese Regierungsform lebt vom aktiven und seiner Rechte bewussten Bürger.

Doch wie und wo kann man sich heute noch aktiv einbringen? Man könnte den Schneckenweg durch eine der etablierten Parteien wagen. Man könnte einen Leserbrief oder einem Politiker direkt schreiben und hoffen, dass der Text gelesen wird und irgendwas bewirkt. Man könnte in Foren Kommentare verfassen oder wie ich einen Blog starten. Doch in allen genannten Fällen ist es ein langer, manchmal beschwerlicher Weg, auf dem man ständig ein Damoklesschwert mit der demotivierenden Aufschrift "Das bringt eh nichts!" über seinem Kopf schweben sieht. Oft bemerkt man die unheilvolle Klinge auch schon im Vorfeld und beschließt, ob der drohenden Gefahr es ganz zu lassen.

Was die Demokratien dieser Welt brauchen ist eine neue Form des Meinungsaustausches, eine neue Form der politischen Beteiligung des Wählers. Ich rede nicht von Basisdemokratie, denn dies ist eine gefährliche und potentiell diskriminierende und destabilisierende Form der Demokratie, sondern von einem neuen "Forum" im ursprünglichen Sinne. Im Internet sind Foren Orte des geregelten Meinungsaustausches in Textform. Ich schlage vor, dieses eigentlich alte und bewährte Instrument neu zu nutzen.

Mir schwebt dabei ein anonymes System vor, das nicht auf hierarchische Elemente verzichtet, sondern sie als Mittel zur Organisation und Etablierung sinnvoller Einzelmeinungen nutzt.

So soll es aussehen: Es ist ein Forum, das zunächst konventionell wirkt. Jeder Nutzer ist garantiert anonym. In jeder Diskussionsrunde wird die angemeldete Nutzerbasis zufällig in kleine Zellen von maximal 100 Nutzern aufgeteilt (Größe abhängig von der gesamten Benutzerzahl). Jede neue Runde erstellt neue Zufallsnamen für alle Teilnehmer, sodass eine persönliche Identifikation unterbunden wird. Moderation erfolgt fast ausschließlich durch Mehrheitsbeschlüsse. Nur in Extremfällen sollen Moderatoren von außen in diese geschlossene Diskussion eingreifen können. Behandelt werden aktuelle tagespolitische Themen oder wichtige Dinge des öffentlichen Lebens. Es gibt immer nur ein Thema, das parallel in allen Zellen behandelt wird. Die Idee ist nun, dass sich in diesen begrenzt großen Zellen, die gewissermaßen die Dynamik einer öffentlichen Debatte in einem Parlament abbilden sollen, einzelne Personen mit ihrer Auffassung durchsetzen und es am Ende zu einer möglichst hitzigen Debatte zwischen wenigen Teilnehmern kommt. Den übrigen Teilnehmern steht es selbstverständlich jederzeit frei, auch spät einzugreifen. Die Idee ist jetzt, dass die wichtigsten 2 Nutzer aus jeder Zelle von den übrigen gewählt werden und es so in die nächste Ebene schaffen. Zusätzlich werden noch 10 Nutzer zufällig ausgewählt, die diesen zwei Personen folgen, aber in der nächsthöheren Ebene und Zelle nur über ein Stimmrecht verfügen.

Die Größe der einzelnen Zellen in den nächsten Ebenen bleibt zunächst gleich, wird dann aber schrittweise reduziert. Die Idee ist jetzt, dass sich die geschicktesten und eloquentesten Beitragsschreiber durch einen evolutionären Prozess ausgesiebt werden. Dabei werden wir in den einzelnen isolierten Zellen (die Beiträge können erst nach Abschluss der Debatte von Außenstehenden gelesen werden) alle Kniffe und Grundzüge der öffentlichen Debatte beobachten können und deutlich erleben, wie Demokratie in einem kontrollierten Umfeld funktionieren kann.

Ganz am Ende dieses sich wie eine Pyramide zuspitzenden Vorganges soll dann ein einzelner Raum mit nur 10 Teilnehmern, aber einer ungleich größeren Anzahl an Lesern und Stimmberechtigten stehen. Dieser Raum wird offen für alle sein und eine (hoffentlich) konzentrierte und effektive Debatte zeigen. Durch eine insgesamt große Beteiligung am "Forum" (das ist quasi eine Grundvoraussetzung) soll auch ein großes Interesse in den Medien und bei den Vertretern der Parteien entstehen. Eine neue Macht in der öffentlichen Meinungsbildung kann entstehen. So wird es ermöglicht, Demokratie und öffentliche Meinungsbildung im Schnelldurchlauf zu erleben (maximal 2 Wochen sind als Dauer einer "Runde" vorgesehen). Jeder hätte die Chance, Einfluss zu nehmen. Klar, auch hier wird es Kompromisse, falsche Absprachen und Populismus geben, doch ich sehe dieses Forum als eine große Chance, eine einmalige Möglichkeit, vorhandene Strukturen wenigstens zu ergänzen und erweitern und Politik wie Kommunikation in der Gesellschaft wieder unmittelbarer, näher und glaubwürdiger zu machen.

Dieses hypothetische Forum soll keine tatsächliche Macht besitzen, sondern Einfluss und Bedeutung nur durch die rege Beteiligung und die Brillanz der darin stattfindenden Debatten gewinnen. Es ist eine Idee, die spontan während des Schreibens dieses Blogeintrages entstanden ist und daher sicherlich in vielen Punkten unausgereift und verbesserungswürdig ist. Ich fürchte fast, dass ich nicht die erste Person mit einer solchen Idee bin und wäre sehr dankbar über Kommentare, Meinungen und natürlich eine allgemeine Weiterempfehlung dieses jungen Blogs.

Die vorhandenen Machtverhältnisse in der Welt können verändert werden. Es ist an der Zeit, sich von den Medien- und Kommunikationsregeln des 20. Jahrhunderts zu verabschieden und neue Wege zu bestreiten!



"The internet is a series of tubes"
So lautet der berühmte Kommentar des amerikanischen Senators Ted Stevens aus dem Jahre 2006. Doch um wenig technikaffine Politiker soll es hier nicht gehen; ich habe nur nach einer flotten Überschrift für einen Beitrag über Youtube gesucht.

Wenn man es genau nimmt, dann ist für mich manchmal das Internet nicht mehr als Youtube. Nicht selten verschwinden Stunden eigentlich fest verplanter Lebens- und Arbeitszeit in Videos über alte Videospiele, die verrückte Politik Nordkoreas und süße Tiere. Filmtrailer und -reviews, Nachrichten, Dokus, Ausschnitte aus Filmen und Musik lassen mich auf dem nach Youporn wahrscheinlich größten Videoportal im Netz nicht los.

Warum ist das so?

Ich habe noch nie dort selbst ein Video hochgeladen und werde dies aus Mangel an Talent und Ausrüstung wohl auch in absehbarer Zeit nicht tun. Doch Millionen anderer Menschen vergrößern tagtäglich einen gigantischen Pool an Material. Ok, ein Großteil davon besteht aus ärmlich mit Bildchen hinterlegten Musikstücken, lächerlicher Selbstdarstellung, tollpatschigen Haustieren und Werbung, aber dennoch sind die verbleibenden drei Prozent (geschätzt) immer noch spannend und interessant, selbst für überkritische Amateurblogger wie mich.

Es ist wohl ähnlich wie mit dem Internet als Ganzem. Kaum etwas unter den Milliarden Sites ist wirklich brauchbar, aber die große Masse bedingt eine dennoch große Auswahl an guten, nützlichen, unterhaltsamen Sites. Anders als beim Internet fehlt auf Youtube freilich Pornographie, was aber, dank zahlreicher diesen menschlichen, quatsch, männlichen Urbedarf deckenden Alternativen, nicht weiter ins Gewicht fällt.

Vor einiger Zeit habe ich den Kanal eines Amateurregisseurs und -CGI-Künstlers aus LA (Freddie Wong) entdeckt und freue mich seitdem über eine große Auswahl an ebenso kreativen wie hochwertigen Eigenproduktionen, die nicht selten durch hervorragende Spezialeffekte und beeindruckende Regie glänzen. Türöffner für mich war das bekannte Video Frozen Crossing, das auf der Modern Warfare Marke basiert und einen neuen Standard für Kurzfilmaction gesetzt hat (der Nachfolger überzeugt ebenso). Richtig toll war aber vor allem die kurze Action-Szene Chrono-Trigger, die trotz des erkennbar geringen Budgets einen beeindruckenden Flow und Witz zeigt, wie man ihn selbst im Actionkino viel zu selten zu Gesicht bekommt.

Fröhlich naive und dabei verblüffend kreative Unterhaltung kreiert der "Mystery Guitar Man". Dieser (zufällig mit Freddie Wong befreundete) Künstler hat Musik als zentrales Thema seiner Videos und überrascht jede Woche aufs Neue mit genialen Einfällen. Seine Spezialität sind aufwendiger Schnitt und die Montage nacheinander eingespielter Musik zu einem einzigen Stück. Hin und wieder ist er etwas zu albern, was aber den Unterhaltungswert seiner Arbeit kaum schmälert. Es lohnt sich, den Kanal ausgiebig zu durchstreifen...

Solche Leute sind es, die Youtube groß machen. Klar, es gibt sie auch auf anderen Seiten, doch Youtube ist nun einmal das größte Portal dieser Art und aus schlichter Faulheit (und wegen meiner gigantischen Favoritensammlung) will ich die Konkurrenz nicht gerne nutzen.

Stichwort Favoritensammlung: Ich überlege, ob ich in Zukunft regelmäßig Internet-Highlights zu Linklisten zusammenstelle. Ich bilde mir ein, ganz schön rumzukommen im Cyberspace und glaube daher, genug Stoff für eine dauerhafte Rubrik in Petto zu haben. Mal sehen. Wenn dieser Blog bestand haben sollte, dann wird es auch eine wöchentliche Linkliste geben.



Kleine Filmkritik: Moon
Vor kurzem bin ich auf einen kleinen britischen Independant-Film von 2009 mit dem bestechenden Titel "Moon" aufmerksam geworden. Eines gleich vorweg: Es ist sein bestechend guter Streifen!

Die Handlung spielt sich, wer hätte es gedacht, vollständig auf dem Erdtrabanten ab und erzählt die Geschichte des Arbeiters Sam Bell, gespielt von Sam Rockwell, der für eine große Erdfirma den automatischen Helium-3 Abbau auf der Sonnenseite betreut. Alleine. Klugerweise wird nirgendwo angegeben, wann der Film genau spielt. Zur Seite steht ihm ein von Kevin Spacey vertonter Roboter, der sich über Schienen an der Decke in der Mondstation bewegt und sich durch ein winziges Display mit je nach Situation unterschiedlichen Smileys darauf auszeichnet. Außerdem besitzt er ein Auge, das verdächtig an HAL erinnert...

Sam ist natürlich extrem einsam dort oben, denn außer gelegentlicher Videobotschaften von seinen Vorgesetzten und seiner Familie besitzt er aufgrund eines seit Ewigkeiten bestehenden Fehlers keinen Kontakt zur Erde. Mit Fitness, Comics, Fernsehserien, der fast schon zu liebevollen Betreuung (und Benennung von Pflanzen), sowie der Konstruktion eines Modelldorfes aus Holz versucht er eher vergeblich, dem Wahnsinn zu entgehen.

Noch weiter werde ich die Handlung hier nicht spoilern, denn dieses raffinierte Kammerspiel hat einige Überraschungen auf Lager. Die Handlung spielt sich nahezu vollständig innerhalb einer glaubwürdig konstruierten Mondstation ab. Gelegentlich gibt es Ausflüge nach draußen, die mit Raumanzug und einem Mondrover durchgeführt werden. Hier kommen überraschenderweise hervorragend aussehende Miniaturen zum Einsatz.

Was den Film neben seiner tollen Regie, dem souveränen Spiel des Hauptdarstellers und der stets perfekt passenden Musik auszeichnet, ist sein stets hoher Realismus. Das ganze Szenario und die komplette Handlung erscheinen ohne Probleme in wenigen Jahren möglich, im guten, wie im schlechten Sinne. Zudem gefällt der angenehme ethische Kommentar.

Zu kritisieren gibt es wenig: Innerhalb von Mondstation und -rover scheint die geringe Gravitation des Mondes keinerlei sichtbare Auswirkungen zu haben. Auch stören einige Geräusche im Vakuum und das Fehlen nennenswerter Nebenfiguren etwas. Das sind aber Peanuts gemessen am überzeugenden Gesamtbild. Wer sich für realistische Science-Fiction begeistern kann und kein Problem mit spartanischen Kammerspielen hat, wird 97 Minuten lang exzellent und spannend unterhalten!



Fünf Monate
Es ist jetzt grob fünf Monate her, seit ich das letzte Mal hier einen Beitrag veröffentlicht habe. Das ist nicht gut. Ich hatte damals etwa drei Leser (einer motivierte mich direkt, mit dem Bloggen anzufangen) und sie mit Sicherheit schwer enttäuscht.

Wie kam es zu der langen Unterbrechung? Ein kurzzeitiger Grund war Zeitmangel, aber als ich wieder ausreichend Zeit hatte, fehlte irgendwie die Motivation.

Heute hab ich mal wieder meine wenigen veröffentlichten Beiträge gelesen und mir in grenzenloser Eitelkeit selbst zu deren Qualität gratuliert. Spontan kam die Idee, einfach noch einmal neu anzufangen.

In der Vergangenheit habe ich zu wenige Texte hier online gestellt, um wissen zu können, welche Richtung ich einschlagen sollte.

Wenn ich morgen noch ebenso motiviert bin wie jetzt, dann wird es wohl ein bunter Mix, so viel sei versprochen...

Ich suche jetzt erst einmal einen richtigen PC auf, denn mit der lahmen virtuellen Tastatur des Opera Mini schreiben sich lange Texte wie dieser hier nicht wirklich schnell oder komfortabel.



Mittwoch, 24. Februar 2010
Ich muss mal Dampf ablassen...
Computerspiele haben es schwer heutzutage: Auf den großen Märkten, also Japan, USA, UK, sind sie in eine winzige Randnische zurückgedrängt; manche Publisher machen weniger als 5% ihres Umsatzes mit PC-Spielen. In diesen Ländern werden hauptsächlich Spielekonsolen zum Daddeln verwendet, während die oft um Jahre veralteten PCs als Office- und Surfmaschinen herhalten müssen.

In Deutschland ist anders. In keinem Land auf diesem Planeten verfügen Privathaushalte über derart potente PCs, nur in den Ostblockländern und durch Embargos und hohe Einfuhrzölle vom Konsolenmarkt abgeschotteten Nationen wird prozentual mehr auf dem PC gespielt. Auf Quellen verzichte ich hier und weise darauf hin, dass ich das auch in Zukunft tun werde, denn hier geht es um subjektive Kommentare und nicht um zitierfähige Artikel.

Ich bin ein deutscher PC-Spieler, der nach der N64-Konsole nahtlos mit dem PC weitergespielt hat und sich mittlerweile nur noch wegen einiger weniger Exklusivtitel überhaupt vorstellen kann, jemals ein "Video Game System" zu kaufen. Also spiele ich am PC und das hat alles so seine Vor- und Nachteile: Der große Vorteil ist das riesige und überaus vielfältige Softwareangebot, hinzu kommen die universelle und vor allem vollkommen freie Nutzbar- und Erweiterbarkeit der Hardware, die geringen Hürden zur Entwicklung und Veröffentlichung selbst geschriebener Software, die hohe Abwärtskompabilität, die Möglichkeit, alte Hardware im Zweifelsfalle emulieren zu können, undsoweiter undsofort.

Nachteilig ist die hohe Komplexität, die weniger flexible oder schlicht faule Naturen zu den Konsolen abwandern lässt und einem so manches Mal die Nerven ruiniert. Außerdem stören sich die Publisher immer mehr daran, dass es eine vollkommen offene Plattform ist, denn dies erschwert die Kontrolle und Lizensierung ihrer Programme. Als Gegenmittel wurden und werden Kopierschutzmaßnahmen erfunden, die "Raub"kopierer vom Spielen abhalten und, ganz besonders wichtig, oft den so unlukrativen Weiterverkauf verhindern sollen. In der Praxis wird bestenfalls letzteres erreicht, obendrauf fühlt sich der ehrliche Käufer gegängelt, eingeschränkt und seiner Rechte beraubt.

Doch dann kam Valve und entwarf eine neue Art des Kopierschutzes, der alles besser machen sollte: Steam (daher der Titel des Beitrages). Steam verbindet die Möglichkeit der Online-Registrierung mit einem flexiblen Shop-System, Spielstatistiken, Achievements und zahlreichen nützlichen Community-Features wie Freundeslisten, (Voice-)Chat, Foren und wahrscheinlich zig anderen Dingen, die ich noch nicht Zeit hatte zu entdecken.

Etabliert wurde die anfangs belächelte Plattform mit Valves Übershooter und nach Half Life, Counter-Strike und Counter-Strike Source viertem Welterfolg Half Life 2. Dieses Spiel zwang als eines der ersten auf dem Markt alle Käufer, egal ob Laden- oder Onlineversion, zur Registrierung auf der Plattform und band jeden Key an einen Account. Es kam wie es kommen musste:

Die Server brachen unter dem enormen Ansturm zusammen.

Nicht zum letzten Mal, womit wir bei dem aktuellen Anlass für diesen Blogeintrag wären; Es gibt mal wieder Probleme. Ich habe Steam zwangsweise jahrelang ignoriert, denn ich verfügte lange über keine stabile Internetverbindung. Auch als ich die dann besaß, habe ich die Plattform, die ich als reines Nutzergängelungs- und -überwachungsinstrument ansah, gemieden.

Dann hat mir jemand über die tolle Geschenkfunktion Half Life 2 samt Episode 1 geschenkt. Einfach so. Vorher hatte ich schon die bei meiner Grafikkarte mitgelieferten Spielchen (HL2 Deathmatch, welches furchtbar schlecht ist und HL2 Lost Coast, welches eine tolle und empfehlenswerte Erfahrung darstellt) dort aktiviert, aber sonst wenig beachtet.

Nun jedoch hatte ich erstmals Zugriff auf zwei Toptitel und obedrauf einen ersten Kontakt in der Freundesliste, denn der war zum Schenkvorgang erforderlich. Schnell kamen weitere Leute hinzu, denn der integrierte Messenger ist praktisch, zuverlässig, schnell und kann vor allem in nahezu allen mit dem Client vertraut gemachten Spielen verwendet werden.

Mit der Zeit gewöhnte sich das bloggende Plappermaul an die netten Funktionen, kaufte erste Spiele über die Plattform, hatte Spaß und nutzte die Messenger-Funktionen ausgiebig und regelmäßig, was ihm etliche wunderbare Stunden bescherte. Mittlerweile sind 13 gekaufte Spiele und zig Demos und Mods in der Liste, man hat sich gewöhnt und fiebert dem nächsten Weekend-Deal entgegen.

Gestern Abend war meine Freundesliste dann erst nicht erreichbar und anschließend vollständig geleert. Der Schock saß tief, denn es wäre schwierig, alle Kontakte mit der Hand wieder zusammenzutragen. Mir fehlte plötzlich der vertraute Ton eintrudelnder Chatangebote, der mal beiläufige, mal ernste, mal ausgelassene Chat am Abend. Die Stille bedrückt und ärgert, sie zeigt, was die Abhängigkeit von einem Anbieter für Probleme erzeugen kann.

Dies ist weder das erste, noch das letzte Mal, dass solche Probleme auftreten. Regelmäßig gaben die Server der Last der Besucher nach, z. B. bei zahlreichen großen Spielereleases, bei den ersten Weekend-Deals und auch das Freundeslisten-Problem ist wohl nicht neu. Man könnte meinen, eine derart große und wohlhabende Firma wie Valve wäre in der Lage, sich auf einen solchen Ansturm einzustellen, doch sie sind es nicht. Sie scheitern regelmäßig, haben anscheinend nicht verstanden, dass man die Serverkapazitäten auf eine mögliche Maximallast auslegt und dabei trotzdem immer noch eine gewisse Reserve einplant.

Das sind elementare Grundlagen, Dinge, die man als Anfänger eingebläut bekommt. Steam gibt es seit 2002, als Valve sich genötig sah, ein eigenes System zu entwickeln, denn die großen Firmen wie Amazon und Cisco konnten oder wollte nicht helfen. Hier fängt das Problem an. Valve besitzt weniger als 300 Mitarbeiter, ist eine im Verhältnis zu diesen Giganten kleine Firma. Es fehlen Entwicklungskapazitäten, Erfahrung und finanzielle wie hardwareseitige Reserven.

Valve wurde vom Erfolg der Plattform überrollt. Die Firma scheint immer erst eine mögliche Nutzung zu etablieren und sich dann erst Gedanken darüber zu machen, wie sie technisch sauber umgesetzt und zuverlässig zur Verfügung gestellt werden kann.

So kann und so darf es nicht weitergehen! Schon oft wurde prophezeit, dass der amerikanische Entwickler und, dank Steam, Publisher einmal von einer großen Firma geschluckt werden könnte. Die Zeit dafür scheint reifer denn je: HL3 ist weit enfernt, Steam zwar grotesk gewachsen aber immer noch voller Probleme. Valve ist nicht an der Börse notiert, veröffentlicht seit 2005 keine Geschäftszahlen und gibt nur sehr spärlich Informationen über sich raus.

Man ist stolz darauf, einer der größten und finanziell unabhängigsten freien Entwickler zu sein. Doch kann es ewig so weitergehen? Wäre die Firma nicht in einem größeren Konzern viel besser aufgehoben, einem Konzern, der über die zum Unterhalt der Serverinfrastruktur für Steam Mittel und Kapazitäten verfügt? Dann könnte eine sinnvolle Trennung stattfinden: Entwickler auf der einen Seite und Online-Dienst auf der anderen.

Ich rede hier nicht von einem klassischen Publisher als Übernahmepartner, sondern eher von Firmen wie Amazon, Cisco oder Yahoo, die über das für den wichtiger und wichtiger werdenden Onlinevertrieb nötige Kapital und Material verfügen und sich mit einem Spieleentwickler und Publisher dieser hohen Güteklasse weit breiter aufstellen könnten.

Ist das der richtige Weg? Fest steht: Lange kann und wird die Washingtoner "Corporation" nicht mehr unabhängig sein können. Wenn sie ihren Untergang und ihre Überforderung verhindern will, dann sollte sie sich schnell einen starken Partner suchen.

Das ist meine Meinung zu dem Thema. Genaugenommen war das hier eine gigantisch aufgeblasene Beschwerde über die Zuverlässigkeit von Steam. Die Prognose klingt für mich persönlich plausibel, aber vielleicht schafft es Valve auch von alleine, sich aus der Misere, die momentan noch wie ein großer Erfolg aussieht, zu befreien. Die Zeit wird es zeigen, wir dürfen also gespannt sein.

Auf jeden Fall ist mir Steam unendlich viel lieber als Ubisofts kommender Kopierschutzflop, dem ich irgendwas zwischen drei Monaten und zwei Jahren gebe.



Sonntag, 21. Februar 2010
Das Browser-Dilemma
Webbrowser sind eine tolle Sache: Sie machen es möglich, mit bequemen Mausklicks durch die unendlichen Weiten des Webs zu surfen und...

Ach, Quatsch! Browser sind in ihrer heutigen Form einfach nur lästig und nervtötend! Sie sind Quelle unendlicher Konflikte, besitzen mehr Sicherheitslöcken als das gute alte BTX (IE im besonderen und sonst alle anderen), stürzen ab, brauchen immer mehr Rechenleistung und vor allem Arbeitsspeicher (Firefox! Ich meine dich!), telefonieren nach Hause (Safari, Chrome), oder werden zu gigantischen Allzweckwaffen aufgebläht (Opera).

Wir alle nutzen sie mindestens täglich und doch ist eigentlich keiner, wenn er wirklich ehrlich ist, vollkommen mit ihnen zufrieden.

Doch, oh Wunder, es gibt da einen Browser, der alle Nutzer zufrieden stellen will: Firefox. Im Ausgangszustand ein spartanisches Gerüst, das als einziges, ehemals mal bemerkenswertes Feature, mit Tabbed Browsing glänzen kann. Wer das Programm in diesem Zustand nutzt, ist entweder unterbelichtet oder masochistisch oder hat schlicht zu lange mit dem immer noch grässlichen IE verbracht. Wie dem auch sei: Erst durch die unglaubliche Vielfalt an Addons wird der Firefox zu etwas besonderem.

Problem: Die Auswahl ist gigantisch groß, die meisten Erweiterungen nutzlos, Konflikte an der Tagesordnung.

Problem Nr. 2: Die Addon-Sucht. Addon-Sucht ist eine nicht mehr seltene Unterform der Softwareinstallationsunddownloadsucht, auch bekannt unter ihrem medizinischen Namen aviditas firefoxis, bzw. aviditas firefoxis addonna. Merkmale dieser Sucht sind eine ständige Unzufriedenheit mit dem Browser, eine kleptomanische Addon-Sammelsucht (habe 33 Addons angesammelt, von denen mindestens 8 gar nicht mit Version 3.6 kompatibel sind) sowie das völlige Unvermögen, diese Addons alle sinnvoll und regelmäßig zu nutzen und regelmäßg auszumisten.

Bisher ist diese Krankheit nur durch traumatische Schocks (zwangsweise Benutzung von IE oder Chrome für wenige Minuten) eingeschränkt therapierbar. Klinische Untersuchungsergebnisse und Statistiken stehen noch aus, doch wird von einer weiten Verbreitung unter jüngeren Internetnutzern und Nerds berichtet.

Aber wieviel verzeiht man doch dem mir in letzter Zeit erschreckend oft abschmierenden Feuerfuchs, wenn die fire.fm-Erweiterung eingeschaltet ist und Ella Fitzgerald und Louis Armstrong gemeinsam wunderschönen Jazz zelebrieren. *Schnüff*

Wo waren wir? Bei Browsern im allgemeinen und einem gewissen Dilemma mit ihnen im besonderen. Das Dilemma in meinem Fall ist die unstillbare Addon-Sucht, die aber auch positive Dinge mit einschließt, wie das einmalig zuverlässige und wartungsfreie Adblock+, das unverzichtbare NoScript, das praktische Tabmix+, den ständig nützliche Flagfox und das besagte, mittlerweile für mein Surferlebnis äußerst wichtige fire.fm-Addon.

Ich wünsche mir einen anderen Browser, denn ich zähle jetzt in diesem Moment mit vier offenen Tabs knapp 60 interaktive Schaltflächen, Knöpfe und ausfahrbare Menüs. Das ist deutlich zu viel. Andererseits komme ich mit dem Minimalismus eines Chrome/Iron nicht klar, will den Opera mögen, aber schaffe es nicht, halte Apple mit seinem Safari für eine Ausgeburt der Hölle und ja, ich habe mich gewöhnt an den fetten Firefox: Er ist wie ein alter geliebter Sessel, also schwer, müffelt ein bisschen und auch ein Bein ist nicht mehr ganz fest, doch ich habe den Bezug selbst drübergezogen und geflickt und so viele tolle Bücher auf ihm gelesen, einfach eine Menge wunderbarer Stunden mit ihm verbracht. Auch wenn mir überall gesagt wird, endlich mal eine neue Unterlage für meinen Hintern zu finden, so hänge ich doch an dem alten Stück, das mich immerhin schon seit mehr als fünf Jahren begleitet.

Glenn Miller trompetet gerade von einer amerikanischen Patrouille, der Tag geht zu Ende und ich frage mich, wie ich diesen Eintrag irgendwie schwungvoll zu Ende bringen kann. Bloggen ist doch schwerer als ich dachte; ich habe für diesen Beitrag schon viel zu lange gebraucht und viel zu platte Witze gerissen...

"Nicht noch ein Tech-Blog..." heißt die neue Kategorie, die ich mit diesem Text einführe. Der geneigte Leser kann mit weiteren Beiträgen dieser verschwurbelt betont unnüchternen Art rechnen und sich ganz sicher sein, dass dies nicht noch ein Tech-Blog wird.