Sonntag, 18. Juli 2010
Ein paar Fanfilme...
Ursprünglich wollte ich hier einen langen und ausführlichen Beitrag über das Phänomen Fanfilm schreiben, aber die Vorstellung, diesen Sonntagabend schreibend und recherchierend zu verbringen, erwies sich dann doch als nicht sonderlich attraktiv.

Ergo gibt es jetzt nur eine abgespeckte Version mit Links zu einigen wirklich bemerkenswerten und äußerst gelungenen Beispielen dieses Genres.

Los geht es mit Batman - City of Scars. Diese Produktion beeindruckt durch die bemerkenswerte Ausstattung, gute Regie, überzeugende Musik und einige gute Darstellerleistungen. Besonders Fans der düsteren Verfilmungen von Christopher Nolan dürften auf ihre Kosten kommen. Wermutstropfen: Der Joker ist eher unscheinbar gespielt, zudem begeistert die Story nicht gerade durch ihre Kreativität. Dennoch: Dieser Film wirkt wie die Pilotfolge einer professionellen TV-Serie.

Unter www.ryanvsdorkman.com finden sich zwei schörkellose Kurzfilme, die als Thema die Lichtschwerkämpfe aus Star Wars haben. Wer jetzt an dürre Nerds in schlecht sitzenden Kostümen vor einer Waldkulisse vorstellt, hat zwar einen Gutteil der Fanfilme zu Star Wars abgedeckt, liegt aber in diesem Fall deutlich daneben. Es gibt keine Kostüme, keine Story und keine wackelige Handkamera. Stattdessen wird sich vollkommen auf den Lichtschwerkampf vor einer schlichten Industriekulisse konzentriert. Ryan und Dorkman sind zwei Effektspezialisten, aus deren Rivalität in einem Starwars-Forum die Idee entstand, gemeinsam einen Kurzfilm zu produzieren. Souveräne Kampfregie, hervorragende Effekte und eine bemerkenswerte Choreographie, die in ihrer Brutalität und Glaubwürdigkeit ohne weiteres selbst die originalen Star Wars Filme in den Schatten stellt, sorgten für einen sofortigen Online-Hit. Der große Erfolg dieses gelungenen Films motivierte die beiden, die mittlerweile Jobs in der Filmindustrie haben, zur Produktion des Nachfolgers, der in jeder Hinsicht den ersten Film übertrifft. Angucken!

Born of Hope und The Hunt for Gollum sind zwei beeindruckende Fanverfilmungen von Herr der Ringe, die im Fahrwasser der Trilogie von Peter Jackson entstanden und jeweils darin ausgelassene, aber in den Büchern beschriebene Handlungselemente behandeln.
Born of Hope spielt lange vor den Filmen und beschreibt die vor Aragorns Geburt stattfindenden Ereignisse. Trotz einiger Längen überzeugen professionelle Regie, harte Action und gute Darsteller. Der schon für die Romanvorlage typische Pathos kommt wird sehr gut vermittelt und unterstreicht die überzeugende Atmosphäre.
The Hunt for Gollum beschreibt Aragorns Jagd nach dem Ex-Hobbit. Dieser Film war eine große Überraschung für mich, hatte ich doch noch nie zuvor einen Fanfilm gesehen, der derart treffend Atmosphäre und Look der Filme einfängt. Verblüffende Spezialeffekte, beeindruckende Regie und überzeugend die Darsteller aus der Jackson-Trilogie imitierende Schauspieler machen dieses Werk zu einem Erlebnis.

Es ist wahrlich beeindruckend zu sehen, wie genau diese mit vergleichsweise lächerlichen Geldmitteln ausgestatteten Filme es schaffen, ihre großen Vorbilder zu imitieren. Kameras, Schnitt- und CGI-Software werden immer leistungsfähiger, aber zugleich billiger und erlauben dem engagierten Amateur mittlerweile, Filme auf die Beine zu stellen, die noch vor wenigen Jahren nicht einmal mit viel Hollywood-Kapital in der Hinterhand möglich gewesen wären. Die genannten Fanfilme, die freilich nur die Krone einer ganzen Gattung sind, sind meiner Meinung nach die besten Komplimente, die ein Fan seinen Idolen machen kann. Anstatt in albernen T-Shirts herumzulaufen, investieren Leute viel Geld und Freizeit in Projekte, die mit dem Federstrich eines Anwalts schnell vernichtet werden können.

Dafür gebührt ihnen Anerkennung und Respekt.

Einen schönen Sonntagabend und viel Spaß mit diesen Filmen wünscht der offtopic-Blogger!