Mittwoch, 14. Juli 2010
Machtverhältnisse
Wer hat in der Welt eigentlich Macht? Wer kann wirklich Dinge und Menschen beeinflussen, Interessen für eine wichtige Gruppe effektiv vertreten? Wie sieht die Ausübung dieser Macht aus?
Wenn man aus bequemer Distanz das durch die kleine Zahl der Nachrichtenagenturen und Verlagshäuser gefilterte und aufbereitete Tagesgeschehen beobachtet, dann ist es überraschend schwer, diese Frage zu beantworten. Macht scheint von prominenten Einzelpersönlichkeiten auszugehen, die sie ausüben, in dem sie vor Fernsehkameras und im Blitzlichtgewitter darüber sprechen oder sprechen lassen. Stets sind gewählte wie ungewählte Häupter bemüht, dabei seriös in die Kameras zu blicken und, je nach Situation, entweder bieder lächelnd oder ernst dreinblickend etwas zu sagen. Oft wird dazu auf erschreckend primitive Mittel zurückgegriffen: So wird Bedauern oder Bestürzung allermeistens ausgedrückt, indem schlicht festgestellt wird, man sei bedauert oder bestürzt. Die Medien übernehmen das dann einfach und berichten brav, Politiker/CEO/Promi Soundso sei bestürzt über diesen oder jenen Sachverhalt und zitieren, bzw. zeigen dann den entsprechenden Ausschnitt der Rede.

Das restliche Gesagte besteht dabei zu einem erschreckend großen Teil aus Floskeln und Wiederholungen. Wichtige Anwesende werden namentlich oder zusammenfassend begrüßt (natürlich stets beide Geschlechter einschließend) und nach langem Anlauf und zahlreichen rhetorischen Winkelzügen wird das eigentliche Thema des Tages behandelt.

Das Problem: Die mit diesen Reden adressierte Öffentlichkeit bekommt kaum etwas von einer solchen Rede, von einer solchen Verlautbarung mit. Wahlkampfveranstaltungen werden nur von einem Bruchteil der Bevölkerung besucht und wenn sonst auf lohnenswerten öffentlichen wie geschlossenen Versammlungen ein Politiker oder Firmenlenker oder eine andere mehr oder minder bedeutende Person spricht, dann spricht er meist zu genau zwei Gruppen: Journalisten, die oft nicht mehr tun, als das Gesagte mehr oder weniger geschickt zu News zu verpacken, um es dann an den Rest der Menschheit/Zielgruppe zu senden und überzeugten Anhängern des Vortragenden.

Wenn man regelmäßig Nachrichten sieht und liest, dann entsteht der schlicht falsche Eindruck, Politik, Wirtschaft und Kultur, bzw. ihre jeweilige Ausübung von Macht bestünden nur aus Pressekonferenzen (und vielleicht noch Interviews, aber darum soll es hier nicht gehen). Diese folgen nahezu alle einem festgelegten und seit Jahrzehnte nahezu unverändert zelebriertem Schema: Ein hinreichend großer Raum ist mit einer entsprechend großen Bühne und/oder einem Rednerpult ausgestattet. Dazu gibt es eine begrenzte Anzahl an Sitzplätzen, auf denen sich Journalisten, Kameraleute und Fotografen tummeln. Eine Tür wird geöffnet, mehrere sich die Knöpfe am Sakko schließende Personen treten mehr oder weniger geschickt lächelnd ein und versammeln sich im aufflammenden hektischen Blitzlichtgewitter frontal vor der Presse.

Reden werden verlesen, Verlautbarungen und Beschlüsse, Erfolge und Misserfolge werden vorgetragen und am Ende gibt es ein paar Minuten für Fragen aus dem Publikum, äh, dem Pressepool.

Das alles, was ich gerade mit verschwenderisch ausführlichen Worten beschrieben habe, ist nicht ungewöhnlich, erreicht aber durch seine Redundanz und Gleichförmigkeit eine enorme Absurdität, die schlicht aus Gewöhnung oft, viel zu oft, nicht erkannt wird. Die gesamte Weltöffentlichkeit und mir ihr nahezu alle machtausübenden Personen und Organisationen haben sich an diese Art der Einbahnstraßenkommunikation gewöhnt. Seit es Massenmedien mit Reichweite gibt, gibt es solche Veranstaltungen. Radio, Kino und Fernsehen zementierten dann nach der Zeitung das heutige Erscheinungsbild.

Aber wie zeitgemäß ist die Institution Pressekonferenz noch? Hat es nicht nach Zeitung, Radio, Kino und Fernsehen ein neues Medium geschafft, Risse in das scheinbar so stabile Medienfundament unserer Gesellschaften zu treiben? Ich rede von der zarten Pflanze Internet, die offenbar dabei ist, diese steinerne Säule zu zerreißen.

Doch das ist ein Trugschluss. In Wirklichkeit stabilisiert sie die seit Jahrzehnten etablierten Machtverhältnisse in Öffentlichkeit und Medienwelt. Verlagshäuser, die schon lange vor dem Internet Bedeutung hatten, haben dies auch heute noch. Selbst die Webpräsenzen von Fernsehsendern sind überraschend populär und oft besucht. Spiegel, Zeit, Süddeutsche, Welt, Bild, usw. dominieren auch online den Nachrichtenmarkt und damit die Meinungsbildung. Zwar gibt es nahezu immer die Möglichkeit zu kommentieren und zu diskutieren (trotz absurder Einschränkungen wie bei der Süddeutschen, wo man nur tagsüber und nicht an Wochenenden und Feiertagen Beiträge schreiben darf), aber an dem alten Verhältnis zwischen Medien und Empfängern, zwischen, überspitzt formuliert, Herrschern und Beherrschten ändert das wenig.

Genannte Medien denken bereits darüber nach, bzw. experimentieren schon damit, sogenannte "Paywalls" vor ihre Text- und Bildbeiträge zu schieben, die nur von dem zahlenden Interessierten überwunden werden können und nichts anderes zu bedeuten, als die Zeitung 1:1 ins Netz zu übertragen.

Hoffentlich sind solche Dinge zum Scheitern verurteilt, aber darum soll es hier nicht gehen.

Es geht in diesem Text um Macht und Macht gehört in der Welt denen, die kommunizieren. Politiker und andere Institutionen des öffentlichen Lebens kommunizieren über die Medien mit den indirekt Beherrschten und über die kaum in der Berichterstattung sichtbaren "Hinterzimmer" mit direkt Untergebenen. Doch die wahren Mächtigen, zumindest in Ländern mit halbwegs freien Wahlen, sind die Medien selbst. Ihre Kernkompetenzen liegen bei Weiterleitung, Veränderung, Kommentierung und Schaffung von Informationen und Meinungen.
Durch ihre enorme Reichweite und Reputation sind sie sowohl die wahrscheinlich mächtigste Partei im Land und als solche haben sie ein enormes Interesse daran, dass vorhandene Machtverhältnisse und auch die dazugehörigen Riten wie dieser Anachronismus Pressekonferenz mit all seiner unfreiwilligen Komik erhalten bleibt.

Die Frage ist: Wird sich daran jemals etwas ändern? Bietet das (noch) in seiner Grundstruktur neutrale Internet mit all seinen noch unerkannten Möglichkeiten nicht die Chance, eine neue Form der Kommunikation zwischen den Mächtigen und denen, die ihre Macht erst ermöglichen zu etablieren?

Im antiken Griechenland mit seinen Stadtstaaten, der Wiege unserer heutigen Demokratien und vieler ihrer Elemente, wurden die Frühformen der Rhetorik inmitten der Zielgruppe entwickelt und erprobt. Der Wähler war in unmittelbarer Nähe und seine aktive Beteiligung war ebenso selbstverständlich wie erwünscht. Wortgefechte konnten entstehen und bei überzeugender Argumentation konnte ein Niemand aus der Menge eigentlich feststehende Entscheidungen massiv beeinflussen. Auch in der römischen Republik war dies zumindest in Rom möglich und kam auch vor.

Oder so ähnlich. Politiker heute reden gerne von pluralistischer Meinungsbildung, dabei ist die Anzahl der Stimmen, die zu dieser Meinungsbildung beitragen erschreckend gering und es ist schwer, in diesen illustren Kreis aufgenommen zu werden. Menschen haben wie einst zu Zeiten von Monarchie und Unterdrückung das Gefühl, sie würden nur beherrscht und könnten mit ihrem Kreuzchen auf den Stimmzetteln nur wenig beeinflussen. "Politikverdrossenheit" ist ein beliebt gewordenes Schlagwort, mit dem meist die zu dieser unangenehmen Stimmung beitragenden Personen und Institutionen das Phänomen beschreiben. Fehlendes Interesse seitens der Wähler ist aber das Todesurteil jeder Demokratie, denn diese Regierungsform lebt vom aktiven und seiner Rechte bewussten Bürger.

Doch wie und wo kann man sich heute noch aktiv einbringen? Man könnte den Schneckenweg durch eine der etablierten Parteien wagen. Man könnte einen Leserbrief oder einem Politiker direkt schreiben und hoffen, dass der Text gelesen wird und irgendwas bewirkt. Man könnte in Foren Kommentare verfassen oder wie ich einen Blog starten. Doch in allen genannten Fällen ist es ein langer, manchmal beschwerlicher Weg, auf dem man ständig ein Damoklesschwert mit der demotivierenden Aufschrift "Das bringt eh nichts!" über seinem Kopf schweben sieht. Oft bemerkt man die unheilvolle Klinge auch schon im Vorfeld und beschließt, ob der drohenden Gefahr es ganz zu lassen.

Was die Demokratien dieser Welt brauchen ist eine neue Form des Meinungsaustausches, eine neue Form der politischen Beteiligung des Wählers. Ich rede nicht von Basisdemokratie, denn dies ist eine gefährliche und potentiell diskriminierende und destabilisierende Form der Demokratie, sondern von einem neuen "Forum" im ursprünglichen Sinne. Im Internet sind Foren Orte des geregelten Meinungsaustausches in Textform. Ich schlage vor, dieses eigentlich alte und bewährte Instrument neu zu nutzen.

Mir schwebt dabei ein anonymes System vor, das nicht auf hierarchische Elemente verzichtet, sondern sie als Mittel zur Organisation und Etablierung sinnvoller Einzelmeinungen nutzt.

So soll es aussehen: Es ist ein Forum, das zunächst konventionell wirkt. Jeder Nutzer ist garantiert anonym. In jeder Diskussionsrunde wird die angemeldete Nutzerbasis zufällig in kleine Zellen von maximal 100 Nutzern aufgeteilt (Größe abhängig von der gesamten Benutzerzahl). Jede neue Runde erstellt neue Zufallsnamen für alle Teilnehmer, sodass eine persönliche Identifikation unterbunden wird. Moderation erfolgt fast ausschließlich durch Mehrheitsbeschlüsse. Nur in Extremfällen sollen Moderatoren von außen in diese geschlossene Diskussion eingreifen können. Behandelt werden aktuelle tagespolitische Themen oder wichtige Dinge des öffentlichen Lebens. Es gibt immer nur ein Thema, das parallel in allen Zellen behandelt wird. Die Idee ist nun, dass sich in diesen begrenzt großen Zellen, die gewissermaßen die Dynamik einer öffentlichen Debatte in einem Parlament abbilden sollen, einzelne Personen mit ihrer Auffassung durchsetzen und es am Ende zu einer möglichst hitzigen Debatte zwischen wenigen Teilnehmern kommt. Den übrigen Teilnehmern steht es selbstverständlich jederzeit frei, auch spät einzugreifen. Die Idee ist jetzt, dass die wichtigsten 2 Nutzer aus jeder Zelle von den übrigen gewählt werden und es so in die nächste Ebene schaffen. Zusätzlich werden noch 10 Nutzer zufällig ausgewählt, die diesen zwei Personen folgen, aber in der nächsthöheren Ebene und Zelle nur über ein Stimmrecht verfügen.

Die Größe der einzelnen Zellen in den nächsten Ebenen bleibt zunächst gleich, wird dann aber schrittweise reduziert. Die Idee ist jetzt, dass sich die geschicktesten und eloquentesten Beitragsschreiber durch einen evolutionären Prozess ausgesiebt werden. Dabei werden wir in den einzelnen isolierten Zellen (die Beiträge können erst nach Abschluss der Debatte von Außenstehenden gelesen werden) alle Kniffe und Grundzüge der öffentlichen Debatte beobachten können und deutlich erleben, wie Demokratie in einem kontrollierten Umfeld funktionieren kann.

Ganz am Ende dieses sich wie eine Pyramide zuspitzenden Vorganges soll dann ein einzelner Raum mit nur 10 Teilnehmern, aber einer ungleich größeren Anzahl an Lesern und Stimmberechtigten stehen. Dieser Raum wird offen für alle sein und eine (hoffentlich) konzentrierte und effektive Debatte zeigen. Durch eine insgesamt große Beteiligung am "Forum" (das ist quasi eine Grundvoraussetzung) soll auch ein großes Interesse in den Medien und bei den Vertretern der Parteien entstehen. Eine neue Macht in der öffentlichen Meinungsbildung kann entstehen. So wird es ermöglicht, Demokratie und öffentliche Meinungsbildung im Schnelldurchlauf zu erleben (maximal 2 Wochen sind als Dauer einer "Runde" vorgesehen). Jeder hätte die Chance, Einfluss zu nehmen. Klar, auch hier wird es Kompromisse, falsche Absprachen und Populismus geben, doch ich sehe dieses Forum als eine große Chance, eine einmalige Möglichkeit, vorhandene Strukturen wenigstens zu ergänzen und erweitern und Politik wie Kommunikation in der Gesellschaft wieder unmittelbarer, näher und glaubwürdiger zu machen.

Dieses hypothetische Forum soll keine tatsächliche Macht besitzen, sondern Einfluss und Bedeutung nur durch die rege Beteiligung und die Brillanz der darin stattfindenden Debatten gewinnen. Es ist eine Idee, die spontan während des Schreibens dieses Blogeintrages entstanden ist und daher sicherlich in vielen Punkten unausgereift und verbesserungswürdig ist. Ich fürchte fast, dass ich nicht die erste Person mit einer solchen Idee bin und wäre sehr dankbar über Kommentare, Meinungen und natürlich eine allgemeine Weiterempfehlung dieses jungen Blogs.

Die vorhandenen Machtverhältnisse in der Welt können verändert werden. Es ist an der Zeit, sich von den Medien- und Kommunikationsregeln des 20. Jahrhunderts zu verabschieden und neue Wege zu bestreiten!



"The internet is a series of tubes"
So lautet der berühmte Kommentar des amerikanischen Senators Ted Stevens aus dem Jahre 2006. Doch um wenig technikaffine Politiker soll es hier nicht gehen; ich habe nur nach einer flotten Überschrift für einen Beitrag über Youtube gesucht.

Wenn man es genau nimmt, dann ist für mich manchmal das Internet nicht mehr als Youtube. Nicht selten verschwinden Stunden eigentlich fest verplanter Lebens- und Arbeitszeit in Videos über alte Videospiele, die verrückte Politik Nordkoreas und süße Tiere. Filmtrailer und -reviews, Nachrichten, Dokus, Ausschnitte aus Filmen und Musik lassen mich auf dem nach Youporn wahrscheinlich größten Videoportal im Netz nicht los.

Warum ist das so?

Ich habe noch nie dort selbst ein Video hochgeladen und werde dies aus Mangel an Talent und Ausrüstung wohl auch in absehbarer Zeit nicht tun. Doch Millionen anderer Menschen vergrößern tagtäglich einen gigantischen Pool an Material. Ok, ein Großteil davon besteht aus ärmlich mit Bildchen hinterlegten Musikstücken, lächerlicher Selbstdarstellung, tollpatschigen Haustieren und Werbung, aber dennoch sind die verbleibenden drei Prozent (geschätzt) immer noch spannend und interessant, selbst für überkritische Amateurblogger wie mich.

Es ist wohl ähnlich wie mit dem Internet als Ganzem. Kaum etwas unter den Milliarden Sites ist wirklich brauchbar, aber die große Masse bedingt eine dennoch große Auswahl an guten, nützlichen, unterhaltsamen Sites. Anders als beim Internet fehlt auf Youtube freilich Pornographie, was aber, dank zahlreicher diesen menschlichen, quatsch, männlichen Urbedarf deckenden Alternativen, nicht weiter ins Gewicht fällt.

Vor einiger Zeit habe ich den Kanal eines Amateurregisseurs und -CGI-Künstlers aus LA (Freddie Wong) entdeckt und freue mich seitdem über eine große Auswahl an ebenso kreativen wie hochwertigen Eigenproduktionen, die nicht selten durch hervorragende Spezialeffekte und beeindruckende Regie glänzen. Türöffner für mich war das bekannte Video Frozen Crossing, das auf der Modern Warfare Marke basiert und einen neuen Standard für Kurzfilmaction gesetzt hat (der Nachfolger überzeugt ebenso). Richtig toll war aber vor allem die kurze Action-Szene Chrono-Trigger, die trotz des erkennbar geringen Budgets einen beeindruckenden Flow und Witz zeigt, wie man ihn selbst im Actionkino viel zu selten zu Gesicht bekommt.

Fröhlich naive und dabei verblüffend kreative Unterhaltung kreiert der "Mystery Guitar Man". Dieser (zufällig mit Freddie Wong befreundete) Künstler hat Musik als zentrales Thema seiner Videos und überrascht jede Woche aufs Neue mit genialen Einfällen. Seine Spezialität sind aufwendiger Schnitt und die Montage nacheinander eingespielter Musik zu einem einzigen Stück. Hin und wieder ist er etwas zu albern, was aber den Unterhaltungswert seiner Arbeit kaum schmälert. Es lohnt sich, den Kanal ausgiebig zu durchstreifen...

Solche Leute sind es, die Youtube groß machen. Klar, es gibt sie auch auf anderen Seiten, doch Youtube ist nun einmal das größte Portal dieser Art und aus schlichter Faulheit (und wegen meiner gigantischen Favoritensammlung) will ich die Konkurrenz nicht gerne nutzen.

Stichwort Favoritensammlung: Ich überlege, ob ich in Zukunft regelmäßig Internet-Highlights zu Linklisten zusammenstelle. Ich bilde mir ein, ganz schön rumzukommen im Cyberspace und glaube daher, genug Stoff für eine dauerhafte Rubrik in Petto zu haben. Mal sehen. Wenn dieser Blog bestand haben sollte, dann wird es auch eine wöchentliche Linkliste geben.



Kleine Filmkritik: Moon
Vor kurzem bin ich auf einen kleinen britischen Independant-Film von 2009 mit dem bestechenden Titel "Moon" aufmerksam geworden. Eines gleich vorweg: Es ist sein bestechend guter Streifen!

Die Handlung spielt sich, wer hätte es gedacht, vollständig auf dem Erdtrabanten ab und erzählt die Geschichte des Arbeiters Sam Bell, gespielt von Sam Rockwell, der für eine große Erdfirma den automatischen Helium-3 Abbau auf der Sonnenseite betreut. Alleine. Klugerweise wird nirgendwo angegeben, wann der Film genau spielt. Zur Seite steht ihm ein von Kevin Spacey vertonter Roboter, der sich über Schienen an der Decke in der Mondstation bewegt und sich durch ein winziges Display mit je nach Situation unterschiedlichen Smileys darauf auszeichnet. Außerdem besitzt er ein Auge, das verdächtig an HAL erinnert...

Sam ist natürlich extrem einsam dort oben, denn außer gelegentlicher Videobotschaften von seinen Vorgesetzten und seiner Familie besitzt er aufgrund eines seit Ewigkeiten bestehenden Fehlers keinen Kontakt zur Erde. Mit Fitness, Comics, Fernsehserien, der fast schon zu liebevollen Betreuung (und Benennung von Pflanzen), sowie der Konstruktion eines Modelldorfes aus Holz versucht er eher vergeblich, dem Wahnsinn zu entgehen.

Noch weiter werde ich die Handlung hier nicht spoilern, denn dieses raffinierte Kammerspiel hat einige Überraschungen auf Lager. Die Handlung spielt sich nahezu vollständig innerhalb einer glaubwürdig konstruierten Mondstation ab. Gelegentlich gibt es Ausflüge nach draußen, die mit Raumanzug und einem Mondrover durchgeführt werden. Hier kommen überraschenderweise hervorragend aussehende Miniaturen zum Einsatz.

Was den Film neben seiner tollen Regie, dem souveränen Spiel des Hauptdarstellers und der stets perfekt passenden Musik auszeichnet, ist sein stets hoher Realismus. Das ganze Szenario und die komplette Handlung erscheinen ohne Probleme in wenigen Jahren möglich, im guten, wie im schlechten Sinne. Zudem gefällt der angenehme ethische Kommentar.

Zu kritisieren gibt es wenig: Innerhalb von Mondstation und -rover scheint die geringe Gravitation des Mondes keinerlei sichtbare Auswirkungen zu haben. Auch stören einige Geräusche im Vakuum und das Fehlen nennenswerter Nebenfiguren etwas. Das sind aber Peanuts gemessen am überzeugenden Gesamtbild. Wer sich für realistische Science-Fiction begeistern kann und kein Problem mit spartanischen Kammerspielen hat, wird 97 Minuten lang exzellent und spannend unterhalten!



Fünf Monate
Es ist jetzt grob fünf Monate her, seit ich das letzte Mal hier einen Beitrag veröffentlicht habe. Das ist nicht gut. Ich hatte damals etwa drei Leser (einer motivierte mich direkt, mit dem Bloggen anzufangen) und sie mit Sicherheit schwer enttäuscht.

Wie kam es zu der langen Unterbrechung? Ein kurzzeitiger Grund war Zeitmangel, aber als ich wieder ausreichend Zeit hatte, fehlte irgendwie die Motivation.

Heute hab ich mal wieder meine wenigen veröffentlichten Beiträge gelesen und mir in grenzenloser Eitelkeit selbst zu deren Qualität gratuliert. Spontan kam die Idee, einfach noch einmal neu anzufangen.

In der Vergangenheit habe ich zu wenige Texte hier online gestellt, um wissen zu können, welche Richtung ich einschlagen sollte.

Wenn ich morgen noch ebenso motiviert bin wie jetzt, dann wird es wohl ein bunter Mix, so viel sei versprochen...

Ich suche jetzt erst einmal einen richtigen PC auf, denn mit der lahmen virtuellen Tastatur des Opera Mini schreiben sich lange Texte wie dieser hier nicht wirklich schnell oder komfortabel.